Verkehrserziehung im Kindergarten

Je früher Mobilitätserziehung einsetzt, umso besser. Der Kindergarten spielt eine elementare Rolle bei der Vorbereitung der Kinder auf den Straßenverkehr, auch wenn die Mädchen und Jungen meist noch in Begleitung von Erwachsenen unterwegs sind. Im Mittelpunkt steht dabei die Förderung von Grundkompetenzen für eine sichere und selbstständige Verkehrsteilnahme. So soll im Kindergartenalter besonders die Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Verständigungsfähigkeit der Heranwachsenden gefördert werden.

Verkehrserziehung in der Kindertageseinrichtung bedeutet mehr als das Erlernen von Verkehrsregeln. Kinder entwickeln stetig ihre sensomotorischen Fähigkeiten weiter, die sie unter anderem auch dazu benötigen, komplexe Verkehrssituationen zu bewältigen. 
Zur Förderung der notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten kann die Kindertageseinrichtung einen wichtigen Beitrag leisten. Sie hilft so den Kindern, die Kompetenzen zu entwickeln, die sie benötigen, um z. B. ihren Schulweg später eigenständig bewältigen zu können.

Folgende Fähigkeiten sind für die Teilnahme am Straßenverkehr besonders wichtig und können in der Einrichtung geübt werden:

  • Die Anpassungsfähigkeit:
    zur Anpassung der eigenen Bewegung an die Bewegung anderer Körper bzw. an das Gelände, Gegenstände und Rhythmus
  • Die Antizipationsfähigkeit: die gedankliche Vorwegnahme des Verlaufes einer Bewegung und der Geschwindigkeit eines sich bewegenden Gegenstandes mit entsprechender Steuerung der eigenen Bewegung
  • Die Kombinationsfähigkeit: die Fähigkeit, mehrere Bewegungen miteinander zu kombinieren
  • Die Reaktionsfähigkeit: die Fähigkeit schnell und situations- bezogen auf erwartete und unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren
  • Die Konzentrationsfähigkeit: diese umfasst das beharrliche Konzentrieren in Erwartung optischer und akustischer Zeichen
  • Die Wahrnehmungsfähigkeit: die Sensibilisierung für das Erkennen komplexer Situationen und Bewegungsvorgänge
  • Die Gleichgewichtsfähigkeit: die Fähigkeit, den eigenen Körper und mit ihm gekoppelte Gegenstände im Gleichgewicht zu halten


Quelle: www.sichere-kita.de

Natürlich stoßen Kinder mit vier oder fünf Jahren noch an entwicklungsbedingte Grenzen. Nicht alles kann schon im Vorschulalter erlernt, geschweige denn angewandt werden. Frühzeitiges Üben von unterschiedlichen Situationen als Fußgänger oder als Fahrer von Spielfahrzeugen versetzt Kinder aber in die Lage, ihre Möglichkeiten zu entfalten und ihre Kompetenzen altersgerecht zu erweitern.

Sicher hin und her im Straßenverkehr! | Reportage mit Willi Weitzel

Eigene Erfahrungen erzählen 
Tag für Tag erleben Kinder im Verkehr unzählige spannende oder ängstigende Situationen. Im Kindergarten können sie ihre Erfahrungen schildern und gemeinsam aufarbeiten. So lernen sie eine Menge über Sozialverhalten und angemessenes Reagieren. Die Mädchen und Jungen sind meist sehr wissbegierig, vieles lässt sich durch Rollenspiele, Lieder oder andere abwechslungsreiche Methoden leicht vermitteln. 

Spiele sind eine ebenso einfache wie effektive Methode, solche Grundfertigkeiten zu trainieren.

Bewegungspiele
In-die-Hocke-gehen und wieder Aufrichten, Laufen und Abstoppen: Bewegungsspiele machen Spaß, sind ohne Aufwand überall möglich und trainieren Gleichgewicht und Körperkoordination der Kinder.

Stopp!!
4 - 20 Kinder ab 3 Jahre 
Verlauf: Mit der Kreide wird eine dicke Linie auf den Boden gezeichnet. Die Kinder stellen sich nebeneinander auf, beginnen mit dem schnellen Schlag des Tamburins auf die Linie zuzulaufen, steigern ihr Tempo und versuchen, abrupt stehen zu bleiben, wenn ein besonders lauter Schlag des Tamburins ertönt, spätestens jedoch dann, wenn sie die Linie erreichen. 
Material: 1 Tamburin, 1 Schlägel, Straßenmalkreide oder Tesa-Krepp-Band 

Grünes Licht
4 - 25 Kinder ab 3 Jahre 
Verlauf: Die Kinder verteilen sich im Raum - die Erzieherin steht an einem festen Platz. Hält sie den grünen Ball hoch, bewegt sich die Gruppe frei im Raum umher. Wechselt sie auf das rote Signal, müssen alle in ihrer Bewegung verharren. Wenn es wieder "Grünes Licht" gibt, sagt sie eine neue Gangart an. Besonderen Spaß macht es, wenn die Fortbewegungsarten häufig gewechselt werden, z.B. hüpfen, schleichen, trippeln, stampfen, rückwärts gehen, galoppieren, tänzeln, schlurfen etc.
Material: 1 roter und 1 grüner Ball

Neben, vor und hinter
2 - 25 Kinder ab 5 Jahre 
Verlauf: Alle Kinder stehen hinter ihren Stühlen, die sie gut im Raum verteilt haben. Die Erzieherin sagt nach einem Signal eine Farbe und eine Tätigkeit an, z.B. "Rot - auf einen Stuhl stellen" oder "Gelb - neben den Stuhl hocken" etc. Alle Kinder, die ein Kleidungsstück in der angesagten Farbe tragen, führen die Tätigkeit aus. Hat jemand mitgemacht, der nichts von dieser Farbe an sich trägt, muss er sich auf seinen Stuhl setzen. 
Material: Stühle, 1 Glöckchen oder ein anderes Instrument

Wahrnehmungsspiele
Je früher man etwas hört oder sieht, umso mehr Zeit bleibt zum Reagieren. Mit abwechslungsreichen Spielen können Kinder ihre Sinne trainieren.

Bänder im Wind
8 - 15 Kinder ab 4 Jahre 
Verlauf: Die Kinder bewegen sich mit den Bändern durch den Raum und probieren aus, was sie alles damit machen können. Dann wird die Geräuschkassette eingelegt. Während der Geräusche aus der Natur dürfen alle Kinder spielen. Ertönt jedoch ein Verkehrsgeräusch, müssen sich alle ganz schnell auf eine vorher festgelegte Seite des Raumes begeben. Erklingen wieder Naturgeräusche, darf weitergespielt werden. 
Material: Für jedes Kind ein Rhythmikband oder Schleifenband, 1 Kassette mit Geräuschen incl. einiger Verkehrsgeräusche

Zudecken
6 - 12 Kinder ab 3 Jahre 
Verlauf: Die Tücher liegen im Raum verteilt. In der Mitte der Tücher liegen die farblich gleichen Gegenstände. Jedes Kind darf sich einen Gegenstand nehmen und sucht sich dann einen freien Platz im Raum. Die Erzieherin schlägt abwechselnd zwei Töne an und die Kinder gehen durch den Raum. Spielt sie einen Dreiklang, läuft jedes Kind zu seinem farblich passenden Tuch, legt sich hin und deckt sich damit zu. Ertönt der Dreiklang erneut, kommen alle wieder unter den Tüchern hervor, gehen zu den nun wieder abwechselnd erklingenden Tönen im Raum umher und tauschen untereinander die farbigen Gegenstände aus. Ertönt der Dreiklang, heißt es wieder "Zudecken". 
Material: Tücher in den Grundfarben Rot, Gelb, Grün, Blau - je Kind 1 Tuch, farblich zu den Tüchern passend je ein kleiner Gegenstand (Armreifen, Rhythmiksäckchen etc.), Glockenspiel und Schlägel.

Verständigungsspiele
Sich mit anderen zu verständigen ist nicht leicht - schon gar nicht im Verkehr. Einfache Übungen mit Alltagsgegenständen helfen Kindern im Vorschulalter, andere besser zu verstehen und die eigenen Absichten zu vermitteln.

Blickkette
6 - 25 Kinder ab 3 Jahre 
Verlauf: Die Kinder sitzen oder stehen im Kreis. Ein Kind beginnt zu klatschen und schaut dabei ein anderes Kind intensiv an, um ihm ohne Worte zu sagen: "Klatsch mit mir!" Das zweite Kind setzt das Spiel fort, das dritte und vierte, bis alle Kinder im Kreis klatschen. Die Kinder können sich natürlich auch andere Bewegungen ausdenken - allerdings nur solche, die man auch länger fortsetzen kann, z.B. winken, Hände reiben, auf der Stelle gehen, auf die Oberschenkel klatschen, sich an ein Ohr fassen etc.

Stück für Stück
8 - 12 Kinder ab 4 Jahre 
Verlauf: Jedes Kind sucht sich einen Spielpartner und geht mit ihm Hand in Hand zu der Musik im Raum spazieren. Dann erhält jedes Paar einen Luftballon und muss versuchen, ihn vor sich herzutreiben, ohne sich loszulassen. Fällt der Luftballon herunter, ist das Spiel für dieses Paar zu Ende, und es schaut zu. Dann wechseln die Kinder ihre Partner, und das Spiel beginnt von vorn. 
Material: Für jedes Spielpaar 1 Luftballon, Kassettenrecorder und Musik

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www.verkehrswacht-medien-service.de

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