Insekten - Teil 1: Ameisen

Die beliebtesten Tiere im Kindergarten sind kleine Insekten, wie Ameisen, Feuerwanzen oder Spinnen. Nicht selten landen sie in den Eimerchen der Kinder. Manche haben Glück und können entkommen, andere werden in die Hand genommen oder sprichwörtlich unter Sand begraben. Sie sind zwar klein, aber trotzdem erfüllen sie in der Natur wichtige Aufgaben.

1. Ameisen
Ameisen zählen wie alle Insekten zu den wirbellosen Tieren. Sie haben keine Knochen. Dafür sind sie gut gepanzert wie ein Ritter in seiner Rüstung. Sie haben sechs Beie und Ihr Körper ist in drei Abschnitte unterteilt. Kopf, Brust und Hinterleib. Wegen der tiefen Einschnitte oder Kerben in der Hals- und Taillengegend heißen sie auch Kerbtiere. 

Worte aus Parfum

Ameisenarbeiterinnen sind die Hauptfeinde der anderen Insekten und der Spinnen. Darüber hinaus tragen sie 85 Prozent aller toten Tiere als Futter in ihre Nester. Unablässig bewegen sie den Erdboden. Dabei bringen sie enorme Nährstoffmengen in Umlauf und verbreiten eine große Anzahl von Pflanzenarten. Ihr Einfluss ist lebenswichtig für die Landökosysteme. Es gibt etwa 9500 verschiedene Ameisenarten, 200 davon besiedeln Europa. Vermutlich existieren mindestens noch mal so viele unentdeckte Arten.

Soziale Wesen
Ameisen sind die einzigen Insekten, die niemals allein leben. Sie brauchen die Gemeinschaft, um existieren zu können. Jede Ameisenkolonie baut ein Nest. Meist besteht es aus mehreren Kammern und Gängen. Hier werden Nahrungsvorräte abgelegt und die Brut versorgt. In einem Nest können wenige hundert oder bis zu 20 Millionen Ameisen leben.

Der Standort wird so gewählt, dass im Inneren des Baus ein günstiges Mikroklima entsteht. Bei manchen Arten wärmen sich die Arbeiterinnen in der Sonne auf und befördern die Wärme dann mit ihrem Körper ins Nest. Einige Nester verfügen über besondere Belüftungsgänge. Man findet Ameisennester in Gärten, Wiesen, im Wald und an Wegrändern. Die meisten werden unter Steinen oder Baumstämmen in den Boden gegraben, andere sind Hügel aus Erde und pflanzlichen Materialien, wieder andere werden in abgestorbenen Bäumen angelegt.

Ackerbau und Viehzucht
Ameisen ernähren sich von Aas, Nektar und Pflanzen. Einige Arten sammeln gezielt bestimmte Pflanzensamen und vergraben sie in der Nähe ihrer Nester.

Viele Arten nehmen auch Honigtau, eine süße Flüssigkeit zu sich, die von Blattläusen abgesondert wird. Manche Ameisen halten sich Blattläuse wie Milchkühe. Sie beschützen ihr „Vieh“ und kümmern sich um seine Eier. Andere Arten züchten auch Schildläuse, Wollläuse oder Buckelzikaden oder beherbergen Raupen

Die Blattschneiderameisen im tropischen Amerika züchten bestimmte Pilzarten. Im Inneren ihres Baus legen sie regelrechte Pilzgärten an, die sie mit selbst kompostierten Blattstückchen düngen. Die Sporen unerwünschter Pilzarten werden erkannt und gejätet.
 
Jägerinnen und Kriegerinnen
Afrikanische Treiberarmeisen schwärmen im Morgengrauen als riesige Schar aus. Wo sie hinkommen, fressen sie jedes lebende Insekt und Gliedertier, das ihnen in die Quere kommt und klein genug ist, um von ihren Kiefern zerstückelt zu werden. Die Organisation eines solchen Raubzuges ist genetisch gesteuert. Es gibt keinen „Kommandeur“ und dennoch agieren alle gemeinsam wie ein jagendes Individuum. Bis zu 20 Millionen Einzeltiere bilden einen Superorganismus.

Superorganismen kämpfen auch gegeneinander. Ameisenkolonien verschiedener Arten führen häufig Kriege, in deren Verlauf sie sich gegenseitig töten oder die besiegten Arbeiterinnen versklaven. Täuschungsmanöver und Überwachung der Gegner sind Ameisenalltag.
 
Der Superorganismus – ein Kastensystem
Auch die Aufgabenteilung innerhalb eines Ameisenbaus ist genetisch festgelegt. Die Königin widmet sich, gut geschützt, nur der Produktion von Eiern. Dies ist eine sehr sichere Methode, das Überleben der gesamten Kolonie zu garantieren. Die Königin ist die größte Ameise mit besonders ausgeprägtem Hinterleib (Abdomen). Manchmal legt sie in ihrem Leben, das bis zu 20 Jahre dauern kann, 150 Millionen Eier. Männchen sind relativ groß und geflügelt, werden aber nur zum Zweck der Zeugung gezüchtet. Nach dem Hochzeitsflug dürfen sie nicht mehr in den Bau zurück und sterben schnell.

Ameisenarbeiterinnen sind unfruchtbar und können nach dem Tod leicht ersetzt werden. Sie agieren selbstlos für die Gemeinschaft. Ihre Körpergröße bestimmt, welche Aufgaben sie vorwiegend übernehmen. Keine Ameise ist jedoch auf nur eine Tätigkeit programmiert. Die größten Arbeiterinnen mit den ausgeprägtesten Oberkiefern (Mandibeln) sind Soldatinnen. Sie verteidigen den Bau gegen Feinde. Futtersuchende Arbeiterinnen leben besonders gefährlich und daher kurz. Sie verlassen täglich den Bau, um die Kolonie zu versorgen.

Die kleinsten Arbeiterinnen bleiben im Bau und kümmern sich um die Ernährung aller sowie um die Brut- und Nestpflege. Ameisen verfügen über einen so genannten Sozialmagen, einen zweiten Magen, aus dem sie Futter hervorwürgen können. Bei den Honigtopfameisen haben sich manche Arbeiterinnen ganz auf die Vorratshaltung spezialisiert. Sie hängen bewegungsunfähig an der Decke und speichern in ihrem riesig aufgeblähten Hinterleib flüssige Futtervorräte für Zeiten von Futterknappheit. Dann würgen sie die Nahrung für alle anderen hervor.
 
Das Erfolgsrezept – Worte aus Parfum
Ameisen können sich sehr gut mitteilen. Alle tun dies mit einem Substanzgemisch, das auf mehreren Körperteilen gebildet wird. Die Nestgenossinnen können es schmecken und riechen. Verschiedene Geschmacks- und Duftnoten lösen die Verhaltensweisen aus, die die Kolonie gerade braucht. Auch die typischen Ameisenstraßen im Freien entstehen auf Grund von Duftmarken. Im Zentrum dieses Duftgewirrs herrscht die Königin. Sie teilt ihrer direkten Umgebung die „Befehle von ganz oben“ in Form von Geruchsinformationen mit.

Thronfolgerinnen
Manche Kolonien dulden nur eine Königin. Jedes befruchtete Weibchen gründet seine eigene neue Kolonie. Bei anderen Arten kehren die befruchteten Jungköniginnen in den Bau zurück. Bis zu 5000 pro Nest sind möglich. Dies garantiert eine noch größere Kontinuität. Immer wenn die Königin einer Kolonie stirbt, werden viele Arbeiterinnen fruchtbar. Gemeinsam mit den Männchen schwärmen sie aus und treffen sich im Freien zum Hochzeitsflug.

Die begatteten Weibchen speichern den Samen, er reicht für ihr gesamtes weiteres Leben. Nach der Befruchtung bricht die Jungkönigin ihre Flügel ab. Kehrt sie nicht in den Bau zurück, so gräbt sie ein kleines Nest. In dieser Zeit ist sie am meisten gefährdet und wird leicht zur Beute anderer räuberischer Insekten. Erst wenn sie sich in ihrer Höhle verkrochen hat und dort ihre ersten eigenen Arbeiterinnen großzieht, ist sie sicher. Ameisen durchlaufen eine vollständige Metamorphose vom Ei über Larve und Puppe zum Vollkerf.

Alle Arbeiterinnen sind unfruchtbare Töchter der Königin. Bei manchen Arten können auch Töchter einer „amtierenden“ Königin fortpflanzungsfähig werden. Dann konkurrieren sie untereinander oder mit der Königin um die „Macht“.

Quelle: Hopsa 04/2008

 

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