August 2017

Newsletter Kindergarten/Schule Top Themen Zeitnah

Sprache schafft Freunde

Primus-Preis für Sprachförderprojekt

Die Stiftung Bildung und Gesellschaft hat jetzt Schüler eines Heidenheimer Gymasiums ausgezeichnet, die Flüchtlingskindern im Vorschulalter spielerisch die deutsche Sprache näher bringen. Ein Vorzeigeprojekt …

„Sprachförderung im Vorschulalter legt das Fundament, damit Flüchtlingskinder im deutschen Bildungssystem gut ankommen“, betont Birgit Ossenkopf, stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Bildung und Gesellschaft. Ein Grund, warum die Schüler der Klasse 8c des Schiller-Gymnasiums Heidenheim jetzt mit dem Primus-Preis des Monats ausgezeichnet wurden.

„Es ist schön, dass wir helfen können“, sagt Alina, die in die achte Klasse geht und beim Projekt „Sprache schafft Freunde“ mitmacht. Sie und Ihre Klassenkameraden hatten das Projekt „Sprache schafft Freunde“ aus freien Stücken gestartet, nachdem sie im Unterricht das Thema Migration behandelt hatten.
Die Idee: Außerhalb der Schule treffen sie zu viert oder fünft jeden Samstagvormittag eine Gruppe von zehn Flüchtlingskindern, die zwischen fünf und sieben Jahren alt sind. Gemeinsam spielen sie, experimentieren, basteln, treiben Sport oder betätigen sich künstlerisch. Auch Ausflüge auf den Markt, in die Bücherei oder in den Wald stehen auf dem Programm. Fast nebenbei lernen die Kinder im Umgang mit den Jugendlichen Deutsch.

„Die Flüchtlingskinder nehmen das Angebot dankbar an. Sie schätzen es sehr, dass sich gerade Jugendliche für sie interessieren, ihnen ihre Zeit, ihr Engagement und ihre Aufmerksamkeit schenken“, so Gudrun Becker, Geographie-Lehrerin am Schiller-Gymnasium. „Die Kinder machen durch die lebensnahe Vermittlung der Sprache schnell Fortschritte“, betont sie.

Der Primus-Preis wird jeden Monat an ein kleines, vorbildhaftes Projekt vergeben. Die Stiftung Bildung und Gesellschaft will damit Initiativen fördern, die ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen wollen.

Foto: © Robert Kneschke – fotolia.com


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Sonderschau "Haste Töne? verlängert

  • Wie entstehen Töne?
  • Wie kann man Klänge sichtbar machen?
  • Was ist der Unterschied zwischen Tönen, Klängen und Geräuschen?

Klangforscher können bis zum 5. November 2017 Antworten auf diese und viele andere Fragen rund um Musik und Physik finden.

Die Ausstellung "Haste Töne - Klänge zum Hören, Sehen und Anfassen" macht länger Station im Dynamikum Science Center in Pirmasens. Große und vor allem kleine Besucher können hier kostenlos Töne, Klänge und Geräusche interaktiv an hauseigenen und geliehenen Exponaten aus demMobilenMusikMuseum erforschen.

An den Experimentierstationen gilt es nicht nur herauszufinden, wie Töne entstehen oder die Tonerzeugung skurriler Instrumente funktioniert, sondern auch, wie sich Schallwellen sichtbar machen lassen. Ganz spielerisch lernen die Dynamikum-Gäste dabei die Unterschiede zwischen Tönen, Klängen und Geräuschen kennen, testen die Eigenschaften verschiedener Materialien wie etwa Metall, Steine oder Glas und begreifen mithilfe der spannenden Mitmach-Exponate im wahrsten Sinne des Wortes auch die Funktionsweise von Stimme und Gehör.

Workshop "Klangwerkstatt" für Kita und Grundschule
Im Workshop "Klangwerkstatt", der von Kindergärten und Schulen gebucht werden kann, experimentieren die Teilnehmer zudem mit Tönen
und Klängen und basteln selbst ein Instrument (Teilnahmegebühr: 3 Euro).

Mithilfe zahlreicher interaktiver Exponate und Experimentierstationen – teils aus dem Dynamikum, teils geliehen von Michael Bradkes MobilenMusikMuseum – bringen die Gäste das Dynamikum auf ganz unterschiedliche Arten zum Klingen.

Unser Tipp: Eine Vielzahl der Musikaktionen von Michael Bradke können direkt für Kita und Grundschule gebucht werden.

Foto: © sunabesyou – fotolia.com


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Schüler-Boom: Zehntausende zusätzliche Lehrer und Klassenräume notwendig

Es werden wieder mehr Kinder geboren in Deutschland, und mehr junge Menschen wandern ein. Das trifft die Schulsysteme unvorbereitet. Denn bislang wurde mit rückgehenden Schülerzahlen gerechnet. Steuern Länder und Schulträger nicht um, droht ein dramatischer Engpass an Lehrern und Gebäuden.

Die Zeiten sinkender Schülerzahlen sind vorbei
Nach 15 Jahren kontinuierlichem Rückgang kündigt sich ein Schüler-Boom an. 8,3 Millionen Kinder und Jugendliche werden voraussichtlich im Jahr 2025 in Deutschland zur Schule gehen, haben Forscher im Auftrag der Bertelsmann Stiftung berechnet. Das sind gut 300.000 Schüler mehr an den allgemeinbildenden Schulen als vor zwei Jahren. Damit erweist sich insbesondere die offizielle Prognose als erheblich zu niedrig: Die Kultusministerkonferenz (KMK) geht bisher für 2025 nur von 7,2 Millionen Schülern aus. Statt demographischer Rendite kommen erhebliche Investitionen auf die Bundesländer zu, weil zehntausende Lehrer und Klassenräume fehlen.

Im März dieses Jahres verkündete das Statistische Bundesamt erstmals seit dem Jahr 2000 einen Anstieg der Schülerzahlen. Das Plus von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist der verhaltene Beginn eines Trends, der enorm an Fahrt gewinnen wird: 2025 werden bereits 4 Prozent mehr Kinder und Jugendliche die Schulbank drücken als heute, im Jahr 2030 sind es sogar 8 Prozent, so die Schätzung der Bertelsmann Stiftung. "Mit diesem Schüler-Boom hat kaum jemand gerechnet. Jetzt besteht enormer Handlungsdruck. Viele Bundesländer müssen komplett umdenken", sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Allein die Grundschulen brauchen fast 25.000 zusätzliche Lehrer
Als erste spüren den Anstieg die Grundschulen. Dort fehlen im Jahr 2025 gegenüber heute 24.110 Lehrer, sofern die Klassen nicht größer werden sollen. An den weiterführenden Schulen sinken die bundesweiten Schülerzahlen zwar zunächst noch einige Jahre. Doch zeitversetzt erreichen die starken Jahrgänge auch die Gymnasien, Gesamt-, Ober- und Regionalschulen. 9 Prozent mehr Schüler als heute werden 2030 in den Klassenräumen der Sekundarstufe I sitzen. Auch dort werden dann zusätzlich 27.000 Lehrer benötigt. Weil den Lehrerkollegien aufgrund ihrer Altersstruktur eine Pensionierungswelle bevorsteht und ohnehin vielerorts bereits Lehrermangel herrscht, wird der Bedarf an zusätzlichen Lehrkräften schwer zu decken sein.

Steigender Raumbedarf
Neben dem Personalbedarf steigt der Raumbedarf. Bundesweit rund 1.800 Grundschulen wurden seit der Jahrtausendwende wegen Schülermangel geschlossen. Nun, mit wieder steigenden Geburtenzahlen und verstärkter Einwanderung, gilt es, eine deutliche Trendwende einzuleiten. 2025 werden – bei gleichbleibender Schulgröße – fast 2.400 Grundschulen mehr nötig sein als heute.

Grafik: Bertelsmann Stiftung

Foto: © Monkey Business – fotolia.com


Zeitnah

Gefordert: Ganztagsangebote für Grundschulkinder

Eltern und Ministerium fordern das Gleiche

Vereinbarkeit von Familie und Beruf – das wird für viele Eltern insbesondere dann schwierig, wenn die Kinder von der Kita in die Grundschule wechseln. Denn während es seit 2013 ein Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz gibt, fehlt eine entsprechende Regelung beziehungsweise Gesetzgebung für Grundschulkinder.
Weil der Unterricht in den ersten vier Klassen jedoch meist schon zur Mittagszeit endet, zählt für Eltern die Ganztagsbetreuung von Kindern im Schulalter zu den Topthemen. Drei von vier Eltern von Kindern im Grundschulalter fordern, dass sich die Familienpolitik sich für den Ausbau solcher Angebote einsetzen soll.

„Gute und verlässliche Ganztagsangebote für Grundschulkinder“ heißt ein jüngst veröffentlichtes Chartbook, das Erkenntnisse zum Bedarf an Ganztagsbetreuung für Schulkinder zusammen getragen hat. Darin werden auch die Vorstellungen der Eltern und die Wirkungen der Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern auf Kinder, Eltern sowie Familien- und Arbeitsleben untersucht. Herausgeber ist das Kompetenzbüro Wirksame Familienpolitik.
Das Chartbook zeigt zum Beispiel, dass zwar rund 80 Prozent der Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren ganztags oder im erweiterten Halbtag betreut sind, 44 Prozent der Grundschulkinder aber kein Betreuungsangebot nach dem Unterricht zur Verfügung steht.

„Eltern müssen sich auf eine gute und verbindliche Betreuung ihrer Kinder verlassen können“, fordert Dr. Katarina Barley, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Nach dem Rechtsanspruch für Kinder im Kita-Alter müsste jetzt der Rechtsanspruch für Kinder im Grundschulalter eingeführt werden. „Gute ganztägige Angebote für Kinder sind wichtig für ein gutes Aufwachsen von Kindern, Chancengleichheit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf der Eltern“, so Barley.

Foto: © JiSign – fotolia.com


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Neue Studie: Gute Kitas aus Kindersicht

Was macht eine Kita für Kinder zu einer guten Kita?

Um das herauszufinden, hat das Berliner Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration Vier- bis Sechsjährige befragt   

•    Geheimorte, um sich zurück zu ziehen und ungestört spielen zu können.

•    Dem natürlichen Bewegungsdrang jederzeit nachkommen zu dürfen.

•    Die Welt und den Kindergarten erforschen können.

•    Sich in allen Räumen bewegen dürfen, z.B. auch in der Küche.

•    Mitreden und Mitentscheiden dürfen – auf jeden Fall einbezogen werden.

•    Ausnahmen von der Regel erfahren: „Einmal durften wir das“.


Kita-Kinder wissen intuitiv sehr genau, was sie für ein gutes Aufwachsen brauchen. Die Erwachsenen in den Einrichtungen sollten sie deshalb direkt an Entscheidungen beteiligen, statt stellvertretend für sie zu sprechen. Das ist ein zentrales Ergebnis der Studie „Kita-Qualität aus Kindersicht“.

Grafik: Dialog mit Kindern - Rückzugsorte

Im Rahmen des ungewöhnlichen Forschungsprojekts hat ein Team des Berliner Instituts für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration (DESI) im Auftrag des Bundesprogramms Qualität vor Ort zwischen Juni 2016 und April 2017 Kindertageseinrichtungen in Deutschland bereist. Während der jeweils zweitägigen Forschungsaufenthalte in sechs ausgewählten Kitas haben rund 80 Vier- bis Sechsjährige den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gezeigt, was sie an ihrer Einrichtung besonders mögen. Die Auswertung der von den Kindern durchgeführten Kita-Führungen, der Gruppendiskussionen, Beobachtungsprotokolle, Videoaufnahmen und Mal-Interviews zeigt:

Kinder brauchen den sicheren Rahmen, der durch gemeinschaftsfördernde Rituale, verständliche Regeln und wiederkehrende Abläufe entsteht. Sie wünschen sich innerhalb dieser Strukturen aber auch „nicht-pädagogisierte“ Freiräume: Wichtig sind den Kindern zum Beispiel Geheimverstecke, in denen sie ungestört mit Gleichaltrigen spielen und ihren Interessen ohne Zeitdruck nachgehen können.

Besonders wichtig ist es für die Kinder, ihren Kita-Alltag mitbestimmen zu können: Etwas nicht essen zu müssen, beim gemeinsamen Singen nur zuhören zu dürfen oder frei zu entscheiden, wann gespielt, ausgeruht oder gegessen wird, ist für sie von besonderem Wert. Gleichzeitig schätzen die Kinder auch Regeln, die für sie verständlich sind und am besten auch mit ihnen zusammen aufgestellt werden. Dosierte Ausnahmen von solchen Richtlinien gehören aber zu ihren besonderen Highlights in der Kita – etwa dann, wenn die Kinder ausnahmsweise draußen im Sommerregen spielen dürfen.

Zudem haben die Forschenden herausgefunden, dass Kinder Situationen im Kita-Alltag besonders schätzen, in denen sie sich ausprobieren und die Auswirkungen ihrer Handlungen direkt erleben können: Kinder lieben es, ihrem Forschungsdrang nachzugehen – vor allem draußen in der Natur. Die Studie zeigt außerdem, wie groß die Bewegungsfreude von Kindern ist. Sie testen ständig ihre körperlichen Grenzen im Innen- und Außenbereich der Kita aus und genießen es, wenn es schnell, schwierig oder auch mal etwas riskant werden darf.

Fotos: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinnützige GmbH (DKJS)