September 2012

Praxis

Rhythmikpädagogik – mehr Musik, mehr Bewegung, mehr Freude für den Berufsalltag mit Kindern!

Musik hat für die meisten Menschen einen ganz besonderen Wert: Sie schenkt Trost, Glück, Erfüllung, Entspannung; sie verbindet, begeistert, bewegt und inspiriert. Wenn Musik nun auch noch mit Bewegung in den Dialog tritt und sich beides wechselseitig beflügelt, sprechen wir von Rhythmik/Musik- und Bewegungspädagogik.

Wir wissen um die Kraft von Rhythmus in der Musik und bei jeder Form von Bewegung. Warum nutzen wir dieses unvergleichliche Potenzial so wenig in unseren Arbeitsfeldern? Sicherlich auch, weil diesem Bereich viel zu wenig Beachtung im Studium geschenkt wird. Gerade bei vielen pädagogischen, therapeutischen und künstlerischen Berufsvertreterinnen/-vertretern ergibt sich daraus der Wunsch nach einer Zusatzqualifizierung – übrigens auch bei denjenigen, die vielleicht eigentlich nicht in erster Linie „musikalisch“ oder von Natur aus „bewegungstalentiert“ sind. Hier setzt Rhythmik an – denn Rhythmik funktioniert für „jedermann“!

Fragen wir uns: Wie viel Raum schenken wir der bewegungsorientierten Musikpädagogik in unseren Kitas und Schulen? Und damit ist nun nicht gemeint, dass man ab und zu Lieder singt, mal eine Bewegungsbaustelle aufbaut oder gar eine CD zur „unbewussten musikalischen Berieselung“ einlegt.

Rhythmik ist mehr …
Nicht einfach nur Musik hören, singen und toben. Nein, es geht um mehr. Es geht um das spontane und elementare Musizieren mit dem eigenen Körper, das rhythmische Abklopfen aller Körperteile mit Sprechversen, die in Tempo und Dynamik variiert werden. Es geht um die natürliche Bewegung des Kindes, die wir durch Rhythmus- oder Melodieinstrumente begleiten. Es geht darum, die Ideen der Kinder während einer Experimentierphase mit einem Material (Tücher, Seile, Steine, Federn, Schwämme, Fliegenklatschen …) spontan mit der Stimme oder einem Instrument zu unterstützen. Das Kind erfährt so eine positive Verstärkung im eigenen Tun; die anderen Kinder übernehmen die Bewegungsidee, und so kann sich durch mehrere fantasievolle Bewegungsideen ein Tanz entwickeln. Es geht darum, die Kinder alle Lieder und Sprüche schrittweise über alle Wahrnehmungsbereiche (Hören, Sehen, Fühlen) erleben zu lassen. Es geht aber auch darum, Alltagssituationen musikalisch zu strukturieren: etwa spontan ein Lied zu erfinden, in dem die Namen der Kinder versteckt sind, die nun in den Garten, zum Zähneputzen, Schultascheeinpacken oder nach Hause gehen.
So könnten unzählige weitere Punkte angeführt werden, die zeigen, inwieweit Rhythmik – das Zusammenspiel von Musik und Bewegung – den pädagogischen und therapeutischen Berufsalltag bereichern kann.

Rhythmik ist Kraftquelle …
Musik und Bewegung stehen in besonders enger Beziehung innerhalb der rhythmisch-musikalischen Erziehung. Sie sind wesentliche Bestandteile unserer Kultur und unseres Alltags und gerade in diesen Zeiten gesellschaftlicher Veränderung eine Quelle unschätzbarer Kraft.

Rhythmik ist Kommunikation …
Die vielfältige Arbeitsweise der Rhythmik (also Musik- und Bewegungspädagogik) ist ein wunderbares Kommunikations- und Ausdrucksmittel für Jung und Alt, für Menschen aller sozialen Schichten und Kulturen. So wird die intergenerative Rhythmik (Kinder und Senioren musizieren gemeinsam) immer mehr Platz in unserer Gesellschaft einnehmen.

Rhythmik ist vielseitig …
Rhythmik verspricht Spielen und Lernen mit Interesse, Freude, Begeisterung, Motivation und Neugier. Der rhythmisch-musikalische „Werkzeugkoffer“ ist voller Spielimpulse, die je nach Situation die Gruppe aktivieren oder entspannen sollen. Rhythmikimpulse stecken voller Ideen, die Kinder spontan in ihren Bewegungen (sie fliegen wie eine Feder oder springen wie ein Känguru) mit unterschiedlichsten Instrumenten zu begleiten. Dadurch wächst ihre Bewegungsausdauer und Bewegungsfreude. Rhythmik motiviert, die Stimme experimentell zu erobern und so – scheinbar nebenbei – im Bereich Sprachförderung einen wichtigen Beitrag zu leisten. Rhythmik bietet mit immer neuen Materialien ‒ oft aus Haushalt und Alltag ‒ Ideen, die zum Ausprobieren und Gestalten animieren und gibt Impulse zur Festigung des Rhythmusgefühls und der Koordination. Durch Geschichten, Lieder, Sprüche, die individuell durch Musik, Bewegung und Sprache zum Ausdruck gebracht werden, entstehen Rituale und immer neue Interpretationsweisen derselben.

Rhythmik fördert Bildung …
Rhythmik – lebendiges Lernen durch Musik, Bewegung und Sprache – verdient im Vielklang der aktuellen Bildungspolitik noch stärkere Aufmerksamkeit und Anerkennung. So bietet das Bildungswerk Rhythmik e. V. seit 30 Jahren fachlich qualifizierte berufsbegleitende Lehrgänge in ganz Deutschland an.

Rhythmik ist erlernbar …
Auch wenn in Deutschland an den Hochschulen die Zahl der Studierenden mit Hauptfach Rhythmik drastisch zurückgehen, sieht das Bildungswerk Rhythmik durch sein vielfältiges Weiterbildungsangebot eine Chance, die rhythmische Arbeitsweise für viele Berufsspaten zu öffnen und das Fach somit in den pädagogischen und therapeutischen Arbeitsfeldern präsent zu halten.

Die Zusatzausbildung zur Rhythmikpädagogin bzw. zum Rhythmikpädagogen gibt den Absolventen die Chance, eine pädagogische Arbeitsweise über Musik, Bewegung und Sprache spielerisch und kreativ zu erlernen, um sie in ihren Arbeitsfeldern hinsichtlich der Entwicklung der Persönlichkeit zu fördern und zu unterstützen.

Die rhythmisch-musikalische Arbeitsweise geht vom natürlichen Bedürfnis des Menschen nach Bewegung aus und vermittelt vielfältige Lernprozesse in den Bereichen
•Wahrnehmung (horchen, beobachten, fühlen),
•Kommunikation (nonverbale und verbale),
•kreatives Gestalten (mit Körper, Materialien und Instrumenten).
Das schließt ein fundiertes Wissen über methodisch-didaktische Ansätze im Unterrichtsprozess der Rhythmik und jede Menge Themen, die für die jeweilige Zielgruppe spezifisch erarbeitet werden, mit ein.

Rhythmik für jede Einrichtung …

Voraussetzungen für die Ausbildung zur Rhythmikpädagogin bzw. zum Rhythmikpädagogen innerhalb des Bildungswerks Rhythmik e. V. sind Freude an Musik und Bewegung, Interesse an Menschen sowie eine abgeschlossene pädagogische, therapeutische oder künstlerische Ausbildung bzw. entsprechende berufliche Praxis. Das Spiel eines Melodieinstrumentes (Flöte, Gitarre, Klavier, Geige, Akkordeon) ist hilfreiche Grundlage. Wenn Interessentinnen/Interessenten bis heute noch kein Instrument spielen, können sie jedoch morgen mutig damit beginnen! In der Rhythmik spielen wir nicht von Noten und auch nicht Bach, Beethoven oder Mozart, sondern wollen die Ideen der Kinder musikalisch unterstützen und somit durch die Improvisation fördern.

Autorin: Monika Mayr, 1. Vorsitzende beim Bildungswerk Rhythmik e. V. in Deutschland, Rhythmikdozentin an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien

Mehr Infos gibt’s beim
Bildungswerk Rhythmik e. V.
information@bw-rhythmik.de
www.bw-rhythmik.de




Praxis

Laterne Teil 1: Die Geschichte von St.Martin

Diese einfache Version der Martinslegende bzw. Geschichte aus dem Leben von Sankt Martin ist vorallem ideal für Kinder im Kindergartenalter und der ersten Klasse. Durch ihre einfache Schreibweise und die kurzen Sätze eignet sie sich wunderbar als Rollenspiel von St. Martin und kann zudem mit Musikinstrumenten (Orffinstrumenten) verklanglicht werden.

Hier die Geschichte bzw. Legende:

Es war einmal ein Soldat, der hieß Martin.
Eines kalten Herbsttages bekommt Martin den Auftrag, eine Botschaft in die nächste Stadt
zu bringen.
Er reitet auf einem Pferd. Es schneit. Martin trägt einen Helm und ein Schwert.
Es ist dunkel. Der Wind bläst Martin kalt ins Gesicht.
Martin hat einen warmen, roten Mantel. Er hüllt sich fest ein.
Am Stadttor sitzt ein armer Mann im Schnee, der kein Zuhause hat.
Er ist ein Bettler. Er friert. Er hat Hunger. Er ist in Lumpen gekleidet.
Der Bettler ruft: „Helft mir!“.
Viele Menschen gehen vorüber.
Einer findet kein Geld.
Jemand winkt einfach ab.
Andere gucken gar nicht hin.
Dann kommt Martin.
Martin hält die Zügel an. Er bleibt beim Bettler stehen.
Martin zieht sein Schwert und teilt den dicken, roten Mantel in zwei Teile.
Er gibt dem Bettler eine Hälfte. Die andere Hälfte behält er selbst.
Der Bettler ist froh und möchte Martin danken.
Martin ist schon davongeritten.
Martin beschließt, nicht mehr Soldat zu sein.
Er legt sein Schwert ab, er legt seinen Helm ab.
Er will den Menschen Gutes tun und der Kirche dienen.
Martin wurde Bischof und hat vielen Menschen geholfen.
Deshalb feiern wir heute noch das St. Martinsfest.

Den Text der Geschichte, die verschiedenen Rollen und benötigten Utensilien für das Rollenspiel, sowie die Verwendung der Musikinstrumente findet ihr in folgendem PDF-Dokument:
St. Martin als PDF


Quelle: www.kinderspiele-welt.de

Praxis

Richtig gut vorlesen

Kleinkinder und Kindergartenkinder genießen es, vorgelesen zu bekommen und haben großen Spaß an Büchern, noch bevor sie selbst lesen können. Mit bunten Büchern und spannenden Geschichten können Eltern und ErzieherInnen kleine Kinder schon früh fürs Lesen begeistern und ihr Leseverhalten nachhaltig prägen.

Die Lesefreude beginnt im Elternhaus
Dass Kinder mehr lesen müssen, wissen wir spätestens seit PISA. Den Jugendlichen in unserem Land ist im internationalen Vergleich eine unterdurchschnittliche Lesekompetenz bescheinigt worden. Texte können fächerübergreifend nicht richtig gelesen und verstanden werden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken ist es heute wichtiger denn je, den Kindern die Lust am Lesen schon möglichst früh zu vermitteln.

Alle Kinder lesen gerne
Die Freude am Lesen wecken Eltern am leichtesten durch das Vorlesen. So wie die Mutter von Lilli. Sie liest am Abend Lilli das erste Kapitel des neuen Buches vor. Es ist spannend, vor allem für Lilli. Sie liebt Tiere und besonders Pferde. Aufgeregt folgt sie deshalb den Worten der Mutter, wenn diese von den Abenteuern vorliest, die Tine und Nina mit den Pferden erleben. Alle Kinder lieben Geschichten. Genauso gerne wie sie selber welche erfinden, hören sie auch den Geschichten anderer zu. Beachtet man einige Regeln, kann man Kinder leicht für das Vorlesen begeistern.  

Eine gemütliche Atmosphäre schaffen
Zunächst ist es wichtig, die richtige Atmosphäre zu schaffen. Lesestunden sollten gemütlich sein. Lilli kuschelt sich gerne in Mamas Arm, während die Mutter in einem bequemen Sessel sitzt. Beide könnten aber auch auf dem Sofa sitzen oder im Bett liegen. Die Wahl des Platzes ist den Vorlieben von Vorleser und Zuhörer überlassen. Nur bequem muss es sein! Lesen soll schließlich Spaß machen und nie als Pflichtübung verstanden werden. Förderlich ist auch eine gemütlich eingerichtete Bücherecke mit altersgerechten Büchern, die den Interessen des Kindes entgegenkommen. Hier lassen sich schöne Lesestunden verbringen. Die Lesefreude, die die Kinder an einem solchen Ort ihrer Kindheit entfalten hält meist ein Leben lang an.  

Auch der Inhalt ist entscheidend
Wichtig ist natürlich auch die Wahl des Buches. Die Geschichte muss dem Kind gefallen. Am besten beteiligt sich das Kind bei der Buchauswahl – es kann sich so besser mit den Darstellern identifizieren und hört interessierter zu. Gut ist es wie die Mutter von Lilli mit dem Kind in den Buchladen oder in die Bücherei zu gehen. Dies könnte zu einer schönen Gewohnheit von Eltern und Kindern werden.  

Mit der Gutenachtgeschichte fängt es an
Nach wie vor ist die Gutenachtgeschichte der beste Einstieg für Kinder, die Welt von Wörtern, Texten und Geschichten kennenzulernen. Wenn die Kinder schon lesen können, so wie Lilli, kann man sich mit dem Vorlesen auch abwechseln. Auf keinen Fall aber sollte man die Geduld verlieren. Kinder lesen oft langsamer als Erwachsene. Sie müssen merken, dass die Eltern stolz auf sie sind, wenn sie die Lust nicht verlieren sollen. Schön sind auch regelmäßig stattfindende Familienleseabende, bei denen abwechselnd vorgelesen wird. Im Grunde kann man Kindern alles vorlesen, wichtig ist nur, dass es das Kind interessiert! Ein aufregendes Erlebnis für Kinder in jedem Alter ist auch der Besuch öffentlicher Lesungen. Der persönliche Bezug zu einem „leibhaftigen“ Kinderbuchautor kann das Leseinteresse steigern. Die meisten örtlichen Bibliotheken bieten daher regelmäßig Autorenlesungen an.
 
Vorlesen, aber richtig!
Auch beim Vorlesen sollte man einige kleine Regeln beachten, um das Interesse der Kinder dauerhaft auf sich und das Buch zu lenken. Wichtig ist es langsam zu lesen, die Wörter deutlich auszusprechen und die Lautstärke beim Vorlesen zu wechseln. Spannende Inhalte spricht man am besten leise, fröhliche laut und heiter. Gut ist es auch, seine Stimme den Figuren anzupassen. Ein Häschen spricht anders als ein Löwe oder ein Elefant. Wenn man dies vor dem Vorlesen einübt, klappt es besser und erzeugt beim Vorlesen mit der entsprechenden Mimik und Gestik die richtige Spannung. Baut man an den passenden Stellen dann noch kurze Pausen ein und zögert die Auflösung etwas hinaus, ist die Lesefreude perfekt.  

Fragen sind erlaubt

„Warum sind die Pferde weggelaufen?“ will Lilli von ihrer Mutter wissen. „Sie haben sich vor dem vorbeifahrenden Auto erschreckt“, erklärt sie. Kinder unterbrechen das Vorlesen immer wieder durch Fragen. Sie vollziehen auf diese Weise das Gesagte nach und lernen dabei. Dies ist typisch und durchzieht das ganze Vorlesen. Darauf sollte man nicht genervt reagieren. Besser ist es, mit den Fragen zu rechnen oder sogar selbst dem Kind ab und zu Fragen zu der Geschichte zu stellen. So werden die Kinder aktiv am Geschehen beteiligt. Manchmal ergeben sich daraus auch sehr spannende Gespräche. Gefällt einem Kind die Fragerei nicht, sollte man es lieber lassen, da es sonst die Lust verliert.  

Morgen geht es weiter

Vorlesen soll vor allem Spaß machen. Nach dem Vorlesen kann man sich noch etwas Zeit nehmen, um über das Gelesene zu sprechen. In Ruhe lassen sich die Zusammenhänge noch einmal klären und Vater oder Mutter kann nachhorchen, ob alles verstanden wurde.   Geschickt ist es auch, an besonders spannenden Stellen des Buches aufzuhören und die Fortsetzung am nächsten Abend weiterzulesen. So kann sich das Kind den ganzen Tag auf die gemütliche Lesestunde am Abend freuen.