Mai 2012

Praxis

Europa Teil 4: Leitfaden für die Entstehung eines bilingualen Kindergartens

Im Zeitalter der Globalisierung, Europapolitik und multikultureller Gesellschaft steht die Verständigung mit anderen Menschen im Vordergrund. Das Werkzeug hierzu ist die Kommunikation, also ist es erforderlich, mehrere Sprachen zu beherrschen. Die für Europa „normale“ Einsprachigkeit wird den Anforderungen nicht mehr gerecht. Europäische Bürger sollen drei Gemeinschaftssprachen sprechen können. Eine zweite Sprache ist ein Geschenk; gute Sprachkenntnisse eröffnen den Menschen Chancen in der persönlichen Entwicklung, in Schule und Beruf.

Kindertageseinrichtungen verfügen über geradezu ideale Voraussetzungen, um Kindern die Chance einer zusätzlichen Sprache spielerisch und mit viel Spaß zu eröffnen.

Was wir wissen
Über bilinguale Kindertagesstätten ist vor allem im Ausland umfangreich geforscht worden. In anderen Ländern werden seit vielen Jahren gute Erfolge erzielt.
Jedes Kind verfügt in hinreichendem Maß über die erforderlichen Lernfähigkeiten. Die menschliche Sprachfähigkeit und Sprachlernfähigkeit ist auf Mehrsprachigkeit ausgelegt, nicht auf Einsprachigkeit.
Mehrsprachige Kinder gelten langfristig sprachlich wendiger, im Denken leistungsfähiger und fremden Kulturen gegenüber toleranter.

Erfahrungen der bilingualen Kita in Altenholz bei Kiel
In Schleswig-Holstein gibt es eine deutsch-französische Kita und bereits seit 1996 eine deutsch-englische Kindertagesstätte in Altenholz bei Kiel. Sie wird seitdem wissenschaftlich betreut.
Das Konzept in Altenholz sieht vor, dass die überwiegend einsprachigen (monolinguistisch deutsch) Kinder unter natürlichen Bedingungen die zweite Sprache erwerben. Dies geschieht ab dem Kindergartenalter von drei Jahren in täglichen Kommunikationssituationen. In diesem Alter ist die Muttersprache in ihren Grundzügen ausgebildet. Der Gegensatz zu diesem Verfahren steht der
herkömmliche, formale Fremdsprachenunterricht in Schulen.
Eine Fachkraft spricht NUR deutsch, eine andere NUR englisch. Dabei ist es unerheblich, ob die fremdsprachliche Kraft die 1. oder 2. Kraft der Gruppe ist.

Die Methode in der alltäglichen Umsetzung
Die Methode heißt „Immersion“, was soviel bedeutet wie Sprachbad. Immersion ist eine moderne und die erfolgreichste Methode der Sprachvermittlung. Zentraler Punkt ist die Vermittlung im Zusammenhang, die sogenannte „Kontextualisierung“. Die Sprache muß in die Handlung eingebunden sein. Das Gesagte wird unterstützt durch Handlungen, Gesten, Zeigen. So sagt man zum Beispiel, wenn man sich nach einem Ball bückt: „Ich hebe den Ball auf“. Die Kinder lernen die Sprache über die jeweilige Situation.

Das pädagogische Konzept
• Eine Person eine Sprache.
• Den Kindern werden keine Fähigkeiten abverlangt, über die sie nicht sowieso verfügen. Sie verstehen die Situation durch die Aktivität. Die Erklärungen in der zweiten Sprache kommen nur dazu. In diesem Alter ist es die Haupttätigkeit von Kindern, neue Wörter, Sätze, Wendungen zu entschlüsseln – auch in der Muttersprache.
• Eltern und Erziehungskräfte dürfen den Kindern keine zusätzlichen Leistungen abverlangen, also keine Arbeitspläne oder Zielvorgaben.

Was nehmen die Kinder mit?
In der Kindertagesstätte Altenholz wurden Fragestellungen untersucht wie:
- Wie viel Zeit muß auf die zweite Sprache verwendet werden?
- Welche Erfolge sind bis zum Eintritt in die Grundschule zu erzielen?
- Wie groß ist der englische Wortschatz und welche lexikalischen Bereiche sind entwickelt?
- Wie hoch sind die Zuwachsraten beim Lernen neuer Wörter?
- Welche Strategien unterstützen die Kinder beim Erwerb einer zweiten Sprache?

Kinder können jede Sprache lernen, die erste genauso gut wie die zweite oderdritte. Im Kindergarten handelt es sich um den natürlichen Zweitspracherwerb. Er ist an den gleichen Prinzipien orientiert wie der Erwerb der Muttersprache. Verschiedene Intelligenzgrade, verschiedene Lebensbedingungen berühren hier den Weg des Erwerbs einer zweiten Sprache nicht. Die Kinder nutzen unbewußt ihre vorhandenen Erfahrungen aus dem Erwerb der Muttersprache.

Je länger, je intensiver und je vielfältiger die Immersionssituationen sind, desto besser die Kompetenzen. Je länger ein Kind in der Einrichtung ist, desto besser ist die zweite Sprache ausgebildet. Untereinander sprechen die Kinder eher Deutsch, weil Sprache für sie ein Mittel der Verständigung ist und sie wissen, dass die anderen Kinder deutsch sprechen.

Die Kinder, die drei Jahre täglich möglichst bis in den Nachmittag hinein die Kita besuchen, können englische Sätze sprechen und altersgemäße Dialoge führen. Einige ausländische Kinder (albanisch, jugoslawisch, russisch, türkisch, französisch) haben Schwierigkeiten, richtig deutsch zu sprechen. Hingegen ist das Englische für sie ein Spaß, es wird gerne aufgenommen und gesprochen. Jedes Kind verfügt in hinreichendem Maß über die erforderlichen Lernfähigkeiten. Durch das Erlernen von weiteren Sprachen vor Grundschuleintritt entstehen keine Defizite in anderen Bereichen. Die Immersion eignet sich für alle Kinder, ob lernschwach oder lernstark. Nur wird aus einem lernschwachen Kind kein lernstarkes.

Schlüssel zum Erfolg
o Sachgemäße Einschätzung der sprachlichen Ausgangssituation
o Vorsorge, dass die Entwicklung der Muttersprache nicht beeinträchtigt oder unterbrochen wird
o Abstimmung des bilingualen Kindergartens mit der nachfolgenden Schule, dadurch die Weiterentwicklung der Sprache und den Zugang zur Schriftlichkeit sicherstellen
o positive Einstimmung, Unterstützung durch die Haltung der Eltern – häusliches Üben ist nicht nötig - und die Erziehungskräfte

Stellenwert der zweiten Sprache in der Kita
Eine zweite Sprache ist ein zusätzliches Angebot wie jede andere Fähigkeit des Personals wie zum Beispiel Sport, kreative Aktivität, musikalische Angebote, Naturerlebnisse... Es führt aber im Alltag dazu, dass die Kommunikation einen höheren Stellenwert bekommt.

Der gesetzliches Auftrag: KitaG § 4 (2): „.. In Kitas sind insbesondere diejenigen Fähigkeiten entsprechend dem jeweiligen Alter und Entwicklungsstand zu unterstützen und weiterzuentwickeln...“. Hierzu zählen auch sprachliche Fähigkeiten.
Zweisprachiges Arbeiten mit Kindern in einer Kita ist abhängig von den Menschen, die diese Arbeit tun. Hierbei ist wichtig, dass auch die Kollegen und Kolleginnen, die mit den Kindern deutsch sprechen, den Wert von Mehrsprachigkeit kennen.

Nach der Kita: zweisprachige Grundschule
Das Besondere in Altenholz ist, dass es nicht nur die zweisprachige Kita seit 1996 gibt, sondern seit nunmehr dreieinhalb Jahren auch eine bilinguale deutsch-englische Grundschulklasse, die sich an die Kita anschließt (Claus- Rixen-Schule, http://claus-rixen-schule.lernnetz.de/ (ohne www)). Auch diese
Entwicklung wird wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse sind ausgezeichnet.

Wie und womit praktisch beginnen?
Wer sich entschlossen hat, einen Weg in die Zweisprachigkeit zu suchen, findet hier praktische Hinweise.

• Informationen sammeln über Mehrsprachigkeit, lesen, auf Veranstaltungen, durch Telefonate, persönliche Gespräche. Eine fundierte Basis ist wichtig.
• In bilingualen Kitas hospitieren.
• Erfahrene Fachkolleginnen ins Haus einladen, um Gespräche im Team zu führen. Alle Kolleginnen und Kollegen, auch die, die nicht mit Zweisprachigkeit befaßt sind, sollen das Konzept und den Wert der Mehrsprachigkeit kennen.
• Eltern befragen, Informationen anbieten, Elternabende zum Thema veranstalten.
• Geschäftsführer, Vorstand oder Träger befragen und informieren.
Vier bis sechs Monate mit einem fremdsprachigen Mitarbeiter/ einer Mitarbeiterin, der /die möglichst Erfahrung in der zweisprachigen Arbeit mitbringt - auf jeden Fall aber Erfahrung mit Kindergartenkindern 
ausprobieren, wie alle Beteiligten damit zurecht kommen.
• Eine feste, unbefristete Stelle in Aussicht stellen können. Wenn es keine freie Stellen gibt und dies auch in absehbarer Zeit so bleiben wird, kann man die Zeit nutzen, um alles vorzubereiten.
• (wissenschaftliche) Begleitung suchen. Diese gibt Rat und steht in neuen Situationen zu Seite. Sie betrachtet die Kindertagesstätte von außen und wertet die bilinguale Betreuung ggf. auch objektiv aus. Dazu gehört auch der Erfahrungsaustausch mit dem Team und den Eltern oder auch unter
Erziehungsfachkräften verschiedener bilingualer Einrichtungen.
• Wir werden immer wieder nach Fortbildung gefragt. Regelrechte Fortbildungen können wir nicht anbieten, wohl aber Adressen von Kindergärten für eine Hospitation. Darüber hinaus ist ein Erfahrungsaustausch wichtig, sei es per Telefon, E-Mail oder im persönlichen Gespräch.
• In der Elly-Heuss-Knapp-Schule, Neumünster, gibt es eine Europa-Klasse. Die Absolventen machen ein Praktikum im Ausland, sie verstehen bzw. sprechen die jeweilige Sprache, kennen den Wert der Mehrsprachigkeit und sind daher als (deutschsprachige) Kolleginnen potentiell sehr gut geeignet.
• Mit der Grundschule und den weiterführenden Schulen vor Ort unbedingt gleich von Anfang an das Gespräch suchen und am Ball bleiben. In einer zweisprachigen Klasse wird die neue Sprache –bis auf das Fach Deutsch - als Unterrichtssprache verwendet. Der Weg zur Mehrsprachigkeit ist langfristig nur
erfolgreich, wenn die Kenntnisse aus dem Kindergarten in der Schule
aufgegriffen und weitergefördert werden.

Wie findet man muttersprachliche Fachkräfte?
• Einen Muttersprachler oder eine Muttersprachlerin („native speaker“) in der näheren Umgebung ausfindig machen, ist meist einfacher, als man zunächst denkt. In jeder Elternschaft einer Kita findet man kreative Menschen, die sich gerne darüber Gedanken machen, wie und wo geeignete Kräfte/native speaker zu finden sind. Bewährt haben sich auch Aushänge in der Umgebung, in der Universität (Englisches Seminar, Mensa) oder bei Kursen „Deutsch für Ausländer“. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel auch, ausländische Studenten zu fragen, die nur an einigen Tagen in der Woche arbeiten möchten.

Eine professionelle Jobbörse im Internet ist
http://www.tefl.com/employers/?action=signup. Eventuell wird der FMKS auf den Internetseiten die Möglichkeit einrichten, Stellensuche und Stellengesuche bekanntzumachen.

Sprachassistenten
• Auch Kitas können Sprachassistenten beantragen. Sprachassistenten sind angehende Fremdsprachen“lehrer“ aus dem europäischen Ausland (native speaker), die für einen Zeitraum von bis zu 8 Monaten kommen.

Sprachassistenten erhalten von der EU einen Zuschuß zur Deckung von Mobilitätskosten (Fahrt- und Aufenthaltskosten). Sie kosten die Kita nichts, es wird aber Hilfe zum Beispiel bei der Wohnungssuche erwartet. 

Welche native speaker dürfen wie arbeiten?
a) Bürger aus EU-Staaten dürfen nach Deutschland kommen, ohne dass sie schon einen Arbeitsvertrag haben. Sie dürfen drei Monate Arbeit suchen. Sie müssen sich zuerst beim Einwohnermeldeamt anmelden, dann bei der Ausländerbehörde eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Hierzu ist der Pass oder Personalausweis mitzubringen und am besten auch die Meldebescheinigung sowie, falls schon vorhanden, der Arbeitsvertrag. Sonst geht man mit der Aufenthaltsgenehmigung zur Kita und kann dort einen Arbeitsvertrag erhalten.
b) Bei Bürgern aus Nicht-EU-Staaten steht es im Pass, ob sie arbeiten dürfen oder unter welchen Bedingungen oder nicht. Zunächst muß man sich eine Aufenthaltsgenehmigung bei der Ausländerbehörde besorgen, dort bekommt man ggf. auch eine Arbeitserlaubnis. Damit geht man zur
Kita.
c) Studenten dürfen an 90 Tagen im Kalenderjahr außerhalb der Semesterferien arbeiten, aber nicht 180 halbe Tage. Dies ändert sich möglicherweise mit einem neuen Zuwanderungsgesetz. Vor
Arbeitsbeginn müssen sie zur Ausländerbehörde, die die Arbeitsauflage (90 Tage...) einträgt.

Was tun, wenn ein native speaker nicht die richtige Qualifikation hat?
Es gibt in Schleswig-Holstein die Möglichkeit, einen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung nach § 3 Abs. 2 Kindertagesstätten-Verordnung zu stellen.
Eine Kindertagesstätte in kreisfreien Städten muß ihren Antrag an das Landesjugendamt beim Ministerium für Justiz, Frauen, Jugend und Familie,
Lorentzendamm 35, 24103 Kiel, Herrn Schüler, richten.
Eine Kita in den Kreisen stellt ihren Antrag beim jeweiligen Kreisjugendamt. Im Antrag ist zu
begründen, warum die Einrichtung den native speaker für geeignet hält, zum Beispiel weil die Person Erfahrung vorweisen kann mit Vorschulkindern, weil sie

1 SPI: Sozialpädagogisches Institut NRW, An den Dominikanern 2, 50668 Köln, Tel. 0221/16052-0
E-Mail sokrates@spi.nrw.de, Internet: www.spi.nrw.de

2 PAD: Pädagogischer Austauschdienst der Kultusministerkonferenz KMK, Postfach 2240, 53012 Bonn,
Tel. 0228/501-257, E-Mail pad.comenius@kmk.org, www.kmk.org (dort Sokrates, Download)

im Ausland eine Ausbildung abgeschlossen hat oder ähnliches.

Adressen, Informationsmaterial
Kitas mit bilingualem Konzept
AWO-Kindertagesstätte Altenholz (deutsch-englisch), Klausdorfer
Str. 78 c, 24164 Altenholz, Tel. 0431/ 3294910, Fax 0431/
32949117, Awo.kita@kielnet.de. Dazu gibt es auch vor Ort eine
zweisprachige (deutsch-englische) staatliche Grundschule, Claus-
Rixen-Schule, Klausdorfer Str. 72-74, 24161 Altenholz , Tel.
0431-2609600; claus-rixen-schule@t-online.de.

AWO-Kinderhaus Elmschenhagen, Tiroler Ring 290, 24147 Kiel,
Tel. 0431/ 7858915, Fax 0431/7858635, H. Thomas Garske

www.kinderhaus-tiroler-ring.de
AWO-Kindertagesstätte "Rappelkiste" (deutsch-englisch und deutsch-französisch)
Brahestraße 6, 18059 Rostock, Tel.: 03 81 / 44 18 10
Sprachen-Kita http://www.awo-mv.de/rostock/index.htm

Informationsmaterial, beim FMKS erhältlich gegen Einsendung eines frankierten Umschlages (DIN A 5 Porto 1,44€)

• Ich kann zwei Sprachen. Zukunftschancen für Kinder.
Kurze Broschüre für Eltern, Erziehungskräfte, Lehrer... zu grundsätzlichen Fragen der frühen Mehrsprachigkeit. Beschreibt Weg und Erfolg eines deutsch-englischen Kindergartens mit
anschließender deutsch-englischer Grundschule. Enthält Beispiele zum Spracherwerb im
internationalen Vergleich. 12 Seiten DIN A 5 (2002) kostenlos

• Englisch-Deutsche bilinguale Kindertagesstätte Konzeption der zweisprachigen (deutsch-englisch) Einrichtung in Altenholz mit Erläuterungen AWO Ortsverein Altenholz (2000) 1,50 €

• Mehrsprachigkeit durch bilinguale Kindergärten warum sollte man sie einrichten? wie sind sie zu organisieren? was leisten sie? Wode, Henning (2000) 27 Seiten, DIN A 5 2,- €

• Frühe Zweisprachigkeit für Kinder: Chance oder Risiko? Wode, Henning (1998), DIN A 5 1,- €

• ... Sprachen als Chance.... kostenlos warum Sprachen lernen, welche Sprache? (2001)

• ...sowie verschiedene Materialien zur Erfahrung der bilingualen Grundschule (Claus- Rixen-Schule) in Altenholz: zum Beispiel: „Englisch im Altenholzer Verbund von Kita und Grundschule: Erfahrungen aus Praxis und Forschung zum Ende der 2. Klasse.“ H. Wode, U. Fischer, R. Pasternak & V. Franzen, Claus-Rixen-Schule, 2001 kostenlos

• Hinweise auf Bücher und weitere Texte finden Sie auf unseren Internetseiten http:// www.fmks-online.de

• Abenteuer Sprache, Dokumentation einer Fortbildung.
Internet-Pfad: http://g2.www.dortmund.de/inhalt/projekte/jugendamt/51-6/spracherwerb.pdf.
Weil die Datei recht umfassend ist, kann das Laden einige Zeit dauert, bitte Geduld.

Verein für frühe Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen und Schulen FMKS e.V.
Steenbeker Weg 81
24106 Kiel
Tel. 0431/ 389 04 79
E-Mail: info@fmks-online.de
Internet: www.fmks-online.de

Prof. Dr. Henning Wode (Vorstandsmitglied und wissenschaftliche Beratung)
Olshausenstr. 40, 24089 Kiel
Tel.: (0431) 880-2245, Fax: (0431) 880-1512
E-mail: officeling@anglistik.uni-kiel.de,
http://ikarus.pclab-phil.uni-kiel.de/daten/anglist/linguist/start.htm

Impressum
Herausgeber : Verein für frühe Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen und Schulen FMKS e.V.
FMKS, Steenbeker Weg 81, 24106 Kiel,
Tel. 0431/ 389 04 79,
E-Mail: info@fmks-online.de
Internet: www.fmks-online.de


Praxis

Europa Teil 3: Erzieher/in Europaklasse

Ausbildung zur Europa-Erzieherin / zum Europa-Erzieher. Schwerpunkte der Ausbildung sind ein 15-wöchiges Auslandspraktikum und interkulturelle Erziehung.

Besonderheiten der Europaklassen
Es gibt ein spezifisches Auswahlverfahren.
Die Fachschülerin / der Fachschüler hat zur Vorbereitung auf das Auslandspraktikum wöchentlich 2 Stunden Fremdsprachenunterricht in der Sprache des gewählten Praxislandes.

Der Sprachunterricht wird vierzehntägig durch Vokabeltests und Grammatiktests bewertet und gibt eine Zeugnisnote.

Zusatzfach „Bildung in Europa“: Erziehung, Kultur, Bildungssysteme,

Situation der Kinder und Familien, Ausbildung und Rolle der Erzieherin, Geschichte und Besonderheiten des Praxislandes...

Praktikum von 15 Wochen in Krippen, Kindergärten, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen im europäischen Ausland, in der Regel von Mitte Februar bis Ende Mai, bezuschusst aus dem EU-Programm Leonardo da Vinci (Stipendium und Fahrtkosten).

Dreitägige Evaluation der Praxiserfahrungen durch die Fachhochschule für Sozialwesen Ravensburg/Weingarten.

Selbst gestalteter Fachtag der Fachschüler mit Dokumentation der Praxiserfahrungen für die Öffentlichkeit, in Kooperation mit dem Europareferat der Landeszentrale für Politische Bildung
Baden-Württemberg.

Fahrt nach Straßburg ins Europaparlament, Diskussion mit der Europa-Abgeordneten. Besichtigung bilingualer Einrichtungen.

Zusatzfach „Interkulturelle Erziehung“: Migrationsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Aussiedler kommen zu uns, von der Ausländerpädagogik zur interkulturellen Erziehung, Ziele der Integration, Länderkunde, Dialog mit Muslimen, Besuch einer Moschee, Sprachförderung und Bilingualität, Vorurteile, Kriminalität, Roma und Sinti, Brauchtum-Feste-Feiern.... (Mündliches Prüfungsfach)Teilnahme am Internationalen Stadtfest in Friedrichshafen jedes Jahr im Juni (Kinderbetreuung).

Unterstützung eines Patenkindes in Uganda Praktikum in Deutschland in einer Einrichtung mit vorwiegend ausländischen Kindern und Jugendlichen.

Durchführung eines Projekts zur Integration dieser Zielgruppe mit schriftlicher Auswertung, Portfolio.

Am Ende der Ausbildung wird ein Sonderzertifikat und ein Zeugnis in englischer/französischer/italienischer/spanischer Sprache ausgestelltDer für jede(n) Studierende(n) ausgestellte EUROPASS Berufsbildung dokumentiert die im Ausland erworbenen Qualifikationen und Kompetenzen.

Es findet regelmäßig ein Ehemaligentreffen aller Europaklassen statt, bei dem die Ehemaligen ihre Erfahrungen und Informationen an die neue Klasse weitergeben können. Gleichzeitig werden die Berufsaussichten überprüft.

Ergänzungen und Vertiefungen:
Interkulturelle Erziehung 
Europäische Berufskunde/Soziologie, Kultur, Geschichte, Rechts-, Bildungs- und Verwaltungssystem des Praxislandes
Kinder- und Jugendliteratur des Praxislandes
Vergleich der Erziehungs- und Bildungssysteme in Europa/Institutionskunde
Fremdsprache nach Wahl

Dauer der Praktika im 3./4. Semester
Im 3./4. Semester wird ein Auslandspraktikum von 15 Wochen (ca. Februar bis Mai) absolviert. Die Hälfte des Berufspraktikums (6 Monate) kann ebenfalls in einer geeigneten sozialpädagogischen Einrichtung im europäischen Ausland absolviert werden, die anderen 6 Monate sind besonders in interkulturellen Einrichtungen in Deutschland vorgesehen.
In Ausnahmefällen kann ein Auslandpraktikum von 12 Monaten genehmigt werden. Die Praxisstellen werden durch das Institut auf ihre Ausbildungseignung geprüft und regelmäßig begleitet.

Dauer der Ausbildung/Abschluss
Die Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher dauert drei Jahre, ein Berufspraktikum von einem Jahr ist eingeschlossen. Nach erfolgreichem Abschluss der schulischen Ausbildung und des Berufspraktikums wird die Bezeichnung "staatlich anerkannte Erzieherin/anerkannter Erzieher" erworben. Zusätzlich wird ein Sonderzertifikat in englischer/französischer/italienischer/spanischer Sprache und ein Europass ausgestellt. Durch Zusatzunterricht kann die Fachhochschulreife erworben werden.

Der nächste Ausbildungsbeginn ist am 10. September 2012.

Anmeldung
Institut für Soziale Berufe gGmbH 
Fachschule für Sozialpädagogik
-Erzieherin/Erzieher-
Europaklasse
Kapuzinerstraße 2
88212 Ravensburg

Telefon 0751/36156-0
Telefax 0751/36156-27

Weitergehende Informationen und Beratung erhalten Sie von:

Frau Annelie Öhlschläger,
Europareferentin 
Institut für Soziale Berufe Ravensburg
Tel.: (07 51) 3 61 56-31
http://www.ifsb.rv.schule-bw.de/TYPO3/index.php?id=417

Praxis

Europa Teil 1: Europa spielerisch entdecken - in Kita und Grundschule

In den kommenden vier ZEITgeschichten werden wir das Thema "Europa" näher zu beleuchten. Wir stellen Ihnen dazu einiges an Material zur Verfügung, damit Sie zusammen mit Ihren Kindern Europa entdecken können. Schließlich geht ja auch bald die Fussball Europameisterschaft los. In unserer ersten europäischen ZEITgeschichte finden Sie tolle Bücher zum direkten Einsatz in der Kita.

In dem Heft "Sophie und Paul entdecken Europa" geht es um die Freundschaft der beiden Protagonisten. Sophie lädt ihren Brieffreund Paul ein, sie in ihrer Heimatstadt Straßburg zu besuchen.
Dort befindet sich das Europäische Parlament und es gibt vieles rund um die Europäische Union und Europa zu entdecken.
Sophie und Paul sind neugierig und gehen auf eine spannende Reise. Sie finden heraus, welche Länder überhaupt zur europäischen Union gehören, wo die Politik für die 27 Mitgliedsstaaten gemacht wird, warum viele der EU-Länder eine gemeinsame Währung haben, ... Das alles und noch viel mehr erfahren Sie in diesem Heft.
"Sophie und Paul entdecken Europa" ist eine Publikation der Europäischen Kommission. Sie kann unter folgendem Link bestellt werden: http://ec.europa.eu/deutschland/service/bookshop/index_de.htm

Im Malbuch "Der kleine Stern in Europa" findet man jede Menge Rätsel, Bastel- und Spielideen.
Somit können die Kinder spielerisch Europa und die Europäische Union entdecken. Herunterladbar ist das Malbuch unter http://www.europarl.de/view/de/Service/Publikationen/Malbuch-Kinder.html.
Es kann aber auch kostenlos bestellt werden bei den unten genannten Adressen.

Das Europa Spiel "Europa kinderleicht" ist ein Spiel- und Bastelbuch für Neun- bis 13-Jährige. Auf 48 Seiten lernen die Kinder spielerisch die Geografie, Geschichte, Bevölkerung, Sprachen und Kultur Europas und der EU kennen. Zahlreiche Bastelaufgaben, Quizzes, Rätsel und Aufgaben machen die Broschüre zu einer unterhaltsamen Angelegenheit. Das Spiel kann über die Europäische Kommission bestellt und unter http://ec.europa.eu/deutschland/service/bookshop/index_de.htm heruntergeladen werden.

Entdeckt Europa - Europa in der Grundschule
Zusammen mit dem Zeitbild Verlag hat die Aktion Europa (Europäisches Parlament, Europäische Kommission, Bundesregierung) diese Arbeitsblätter für die Grundschule für die Klassen 1 bis 6 herausgegeben. Sie sollen als Kopiervorlage dienen und umfassen Übungen zu Geografie, Flaggen, Symbolen, Sprachen, Länderkunde etc. Einzelexemplare der gedruckten Arbeitsblatt-Sammlung können Sie mit einer formlosen E-Mail bestellen unter epberlin@europarl.europa.eu
http://www.europarl.de/view/de/Service/Publikationen/Entdeckt_Europa.html

Für Bestellungen und Anfragen erreichen Sie das Europäische Parlament Informationsbüro in München und die Europäische Kommissionsvertretung in München unter folgenden Kontaktdaten:

Europäisches Parlament
Informationsbüro für Deutschland
Unter den Linden 78
D-10117 Berlin
Tel.: +49 (030) 2280 - 1000
Fax: +49 (030) 2280 - 1111
epberlin@europarl.europa.eu

Informationsbüro München
Erhardtstraße 27
80469 München
Tel.: +49 (089) 2020 879-0
Fax: +49 (089) 2020 879-73
epmuenchen@europarl.europa.eu
 

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Hintergrund - Was ist der Europatag?

Jedes Jahr feiert die Europäische Union am 9. Mai ihren Europatag.
Manch einer stellt sich vielleicht die Frage, warum gerade am 9. Mai.

Tatsächlich wissen nur wenige europäische Bürger, dass Europa als Gemeinschaft am 9. Mai 1950 geboren wurde.

An diesem Tag wird in Paris die internationale Presse für 18.00 Uhr in den Uhrensaal des französischen Außenministeriums am Quai d'Orsay zusammengerufen, um eine "Erklärung von höchster Bedeutung" entgegenzunehmen. Schon die ersten Zeilen dieser Erklärung vom 9. Mai 1950, die vom französischen Außenminister Robert Schuman verlesen und erläutert wird und aus der Feder seines Mitarbeiters Jean Monnet stammt, lassen einen ehrgeizigen Plan erkennen:

Also schlug man vor, die Rohstoffe, die damals Grundvoraussetzung für die militärische Rüstung waren, nämlich Kohle und Stahl, durch ein supranationales europäisches Organ verwalten zu lassen. Denn die Staaten, die jetzt aufgerufen waren, auf diese Weise auf nationale Alleingänge zu verzichten, hatten sich soeben in einem schrecklichen Krieg zerrissen, einem Krieg, der unzählige wirtschaftliche und vor allem moralische Ruinen hinter sich zurückgelassen hatte.

Alles hat also an diesem denkwürdigen 9. Mai begonnen. Deshalb haben die Staats- und Regierungschefs 1985 auf ihrem Gipfeltreffen von Mailand beschlossen, künftig den 9. Mai als "Europatag" zu feiern.

Jeder europäische Staat, der sich frei und demokratisch entschieden hat, der Europäischen Union beizutreten, verpflichtet sich zu Frieden und Solidarität, die Grundsteine für das gemeinsame europäische Haus.

Diese Werte verwirklichen sich durch die wirtschaftliche und soziale Entwicklung, das regionale Gleichgewicht und die Erhaltung der Umwelt. Sie sind damit Garanten für eine gerechte Aufteilung der Lebensqualität unter den Bürgern.

In Europa leben seit Jahrhunderten Völker zusammen, die sich ihrer gemeinsamen Herkunft und ihrer kulturellen Verwandtschaft bewusst sind. Über Jahrhunderte haben sie sich als Nachbarn ergänzt und zusammengehörig gefühlt. Aber ohne feste Regeln und überstaatliche Einrichtungen konnte dieses Bewusstsein allein die Katastrophen nicht verhindern. Noch heute sind bestimmte Länder, die nicht zur Europäischen Union gehören, vor schrecklichen Tragödien nicht sicher .

Wie alle großen Pläne ist auch die europäische Integration ein Werk von Menschen und kann weder an einem Tag noch in einigen Jahrzehnten geschaffen werden. Es gibt noch viele Lücken zu füllen und auffällige Unebenheiten auszugleichen. Das Unternehmen, das unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkrieges begonnen wurde, ist noch sehr jung. Was in Jahrhunderten oder Jahrtausenden wie ein Versuch aussah, Europa zu vereinigen, war in Wahrheit nur der Triumph der Sieger über die Besiegten. Diese Konstruktion der Vorherrschaft konnte nicht lange halten, denn die Besiegten hatten nur ein einziges Ziel: so schnell wie möglich ihre Unabhängigkeit wiederzuerlangen.

Heute ist der Ansatz ein ganz anderer: "Wir wollen ein Europa bauen, das die Freiheit und die Identität jedes seiner Völker achtet, ein Europa, das wir gemeinsam nach dem Prinzip gestalten: Was besser auf Gemeinschaftsebene erreicht werden kann, soll auch in der gemeinschaftlichen Verantwortung beschlossen und ausgeführt werden." Nur durch einen Zusammenschluss unserer Völker können wir Europäer unser Schicksal meistern und unseren Erfolg in der Welt sichern.

Die Europäische Union ist für ihre Bürger da. Jeder Europäer soll die typischen Eigenheiten seines Landes, seine kulturelle Verwurzelung, seine Lebensgewohnheiten, seine Sprache bewahren und sich trotzdem in seiner "europäischen Heimat" frei bewegen und zu Hause fühlen können.

Quelle: www.europa.eu