2011

Praxis

Insekten - Teil 3: Bienen

Im dritten Teil unsere ZEITgeschichte rund um die kleinen Krabbeltiere geht es heute um die Biene. Diese fleißigen Helfer liefern uns Honig und sorgen dafür, dass wir reichlich Früchte ernten können, weil sie die Blüten der Pflanzen bestäuben. Honigbienen stammen ursprünglich aus Südostasien. Seit sie vom Menschen als Nutztiere gehalten werden, haben sie sich über die ganze Welt verbreitet. Heute leben weltweit in ca. 52 Millionen Bienenstöcken rund drei Billionen Bienen - und so sind sie aufgebaut.


Biene ganz groß - wie hört, reicht ,fühlt und schmeckt ein Insekt?

 

Die Augen von Insekten bestehen aus lauter winzigen „Sehstiften“. Tausende von diesen Stiften bilden gemeinsam ein großes, rundes Auge. Damit sieht die Biene ihre Umwelt wie ein Mosaik aus vielen winzigen Steinchen. Sie erkennt Formen und Farben. Aber die Farben, die ein Insekt wahrnimmt, sind anders als die Farben, die wir Menschen sehen. Spinnentiere haben keine Komplexaugen.)

Die Antennen eines Insekts sind „Nase“ und „Zunge“ in einem. Mit ihnen riecht, schmeckt und fühlt die Biene. Viele Insekten können Gerüche über sehr weite Strecken ausmachen. Antennen sehen ganz unterschiedlich aus.

Mit den feinen Härchen auf ihrem Körper fühlt die Biene so wie Du mit Deiner Haut. Tasthaare helfen den Insekten auch beim Fliegen. Außerdem fühlen sie damit Schallwellen (Töne).

Bienen haben zwei kräftige Unterkiefer (Madibeln). Mit ihnen packen und zerkleinern sie Blütenpollen oder bearbeiten Bienenwachs. Zudem besitzen sie eine Oberlippe und Taster zum Schmecken. Andere Insekten haben große Zangen zum Kämpfen, wieder andere nur noch einen Saugrüssel anstelle von Kiefern. 

Wie die meisten Insekten können Bienen nicht hören. Sie fühlen Töne wie Wellen in der Luft. Heuschrecken und Grillen haben jedoch Ohren. Allerdings befinden sie sich bei ihnen nicht am Kopf, sondern an den Vorderbeinen. Andere Insekten tragen Ohren am Hinterleib. Die Töne, die Insekten wahrnehmen, sind oft so hoch, dass wir Menschen sie nicht mehr hören können.

Im Kopf der Biene befindet sich ein kleines Gehirn. Über Nervenbahnen ist es mit den Komplexaugen, den Fühlern, den Mundwerkzeugen und den Tasthaaren verbunden.

Im Brustabschnitt schlägt ein kleines, längliches Herz. Bei Spinnen sind der Kopf und die Brust zu einem Abschnitt verschmolzen (Prosoma). 

Bienen haben vier Flügel.

Im großen Hinterleib der Insekten befinden sich die Verdauungsorgane. Die Biene hat einen besonderen Honigmagen, in dem sie den Honig zum Bau bringt und dort wieder ausspuckt. 

Mit den Tracheen atmen Insekten. Da sie keine Nase haben, atmen sie mit kleinen Röhren am Hinterleib. Im Abdomen befinden sich außerdem zwei große Luftsäcke, die die Muskeln der Flügel versorgen.

Der Stachel der Biene ist mit einer Giftblase im Hinterleib verbunden.

 Quelle: Hopsa 04/2008

Praxis

Kennenlernspiel für den Kita-Start

Spiele zum Kennenlernen eignen sich besonders gut für neu gegründete Kindergruppen und sie ermöglichen Kindern, die später dazukommen, einen leichteren Einstieg in eine bereits vorhandene Gemeinschaft. Auf diese Weise erfahren sie neue Namen und Eigenschaften der anderen Kinder. Um den Gruppenzusammenhalt zu fördern, sollte man auf Spiele, bei denen man ausscheidet oder vor allen anderen ein schweres Rätsel lösen muss, besser verzichten. Auch zuviel Körperkontakt wirkt auf manche Kinder eher abschreckend.

Sich kennenlernen - Spielablauf

Die Kinder sitzen im Stuhlkreis. Es ist ein Stuhl weniger vorhanden als Mitspieler. In der Kreismitte steht ein Kind und hält einen mit kleinen Steinen gefüllten Beutel in der Hand. Dieses Kind geht nun auf ein anderes Kind zu und stellt sich vor: "Hallo, ich heiße Ben. Und wie heißt Du?" Das angesprochene Kind sagt seinen Namen, steht auf und stellt dann sich hinter den Mitspieler mit dem Beutel. Beide gehen zu einem weiteren Kind und der Beutelträger stellt wieder die gleiche Frage. Auch dieses neu gefragte Kind schleißt sich nun an. Das geht solange so weiter, bis das erste Kind seinen Beutel fallen läßt. Jetzt müssen alle Kinder in der kleinen Schlange versuchen einen Platz zu bekommen. Wer übrig bleibt, bekommt den Beutel mit den Steinen und ein neues Spiel beginnt.


Gesundheit

Insektenstiche – vorbeugen und behandeln

Bienen, Hummeln, Wespen, sogar Hornissen fliegen nicht im hohen Bogen um Kindertageseinrichtungen herum. Gerade im Frühsommer sollten die Erzieher/innen ein wachsames Auge darauf haben, wenn sie mit den Kindern raus gehen. Denn die Stiche dieser Insekten sind nicht nur sehr schmerzhaft, sie können in speziellen Fällen auch lebensgefährliche Auswirkungen haben. Verhaltensregeln im Überblick.

Vorbeugungsmaßnahmen  

Nicht nur Kinder fühlen sich von Süßigkeiten magisch angezogen. Das Gleiche gilt insbesondere auch für Bienen und Wespen. Wenn sie mit den Kindern ins Freie gehen, dann verzichten sie auf süße Säfte und Tees. Benutzen sie verschließbare Becher mit Strohhalmen. Außerdem sollten die Kinder auch kein Essen mit nach draußen nehmen und nach dem Verzehr den Mund gut abwischen. So können sie die Gefahr von Stichen im Mundbereich, die besonders gefährlich sind, vermeiden. Bei einem Insektenstich niemals kratzen. Das würde nur den Juckreiz erhöhen. Die Umgebung der Einstichstelle entzündet sich beim Kratzen. Außerdem würde das Kratzen beim Insektenstich starke Schwellung oder Entzündung verursachen. Ist der Insektenstich geschwollen und entzündet, so könnten Sie ihn mit Insektenstich Gel behandeln. Niemals nach Bienen und Wespen schlagen oder treten. Wenn möglich, dann sollten auch ruckartige Bewegungen ihre Nähe vermieden werden. Diese Verhaltensweisen werden von diesen Insekten nämlich als Angriff empfunden und sie könnten sich mit einem Stich wehren.  

 

Erste Hilfe für Kinder erklärt: Insektenstiche

Allergisch gegen Insektenstiche

Insektenstiche können durch ihre Gifte Allergien auslösen. Ist die Einstichstelle des Insektenstich angeschwollen und die Schwellung größer als 10 cm, dann kann man von einer Allergie sprechen. Erkundigen sie sich bei den Eltern, ob eins der Kinder allergisch auf Insektenstiche reagiert. Informieren sie das gesamte Personal, um welches Kind es sich handelt. Ein Vermerk in der dazugehörigen Akte solle eingetragen werden. Sollte dieses Kind gestochen werden, dann verständigen sie sofort den Notarzt und benachrichtigen die Eltern. Bis zum Eintreffen des Notarztes Eiswürfel lutschen, außerdem Eiswürfel mit Stoff umwickeln und von außen auf den Hals legen.  

Erste-Hilfe-Maßnahmen  

Sollte ein Kind gestochen worden sein, dann erstmal Ruhe bewahren und das Kind beruhigen. Die Stacheln von Bienen, Wespen und Hummeln enthalten Gift. Bei einem Stich wird dieses Gift in den Körper gepumpt. Die Stelle wird rot und schwillt an. Bienenstachel haben Widerhaken und bleiben in der Haut stecken.

Nach ausdrücklicher Zustimmung der Eltern (im Beisein von Zeugen), können sie den Bienenstachel am besten mit dem Fingernagel entfernen ohne dabei die daran hängende Giftblase zu berühren (eine Pinzette könnte die Giftblase weiter beschädigen). Auch Hummeln würden im Bedrohungsfall zustechen. Genau wie die Bienen sterben sie nach einem einzigen Stich. Wespen behalten dagegen ihre Stacheln und können diese mehrfach einsetzen. Bei einem Wespenstich ist also eine rundlich rote Verletzung ohne Stachel zu sehen. Die Stichwunden der Insekten mit einem in ein Tuch eingeschlagenes Kühlkissen oder mit kalten Lappen kühlen. Sobald Anzeichen einer allergischen Reaktion auftauchen, dann rufen sie den Notarzt. 


Praxis

Spielidee für den Morgenkreis: Flohhüpfen

Kreisspiele sind bei Kindern sehr beliebt. Ein großer Vorteil dieser Spielart ist, dass immer mehrere Kinder daran beteiligt sind und sich kein Kind ausgeschlossen fühlen muss. Ein weiterer Nebeneffekt ist die Tatsache, dass alle Kinder beschäftigt sind und so kein heilloses Chaos ausbricht. Kreisspiele lassen sich meistens mit wenig Material und ohne große Vorbereitung spielen.

Flohhüpfen - Kreisspiel

Spielablauf

Anzahl der Mitspieler: mindestens 5
Altersempfehlung: ab 4 Jahre
Material: ein Ball

Dieses Spiel eigenet sich hervorragend für den Kindergarten. Die Kinder bilden einen Kreis und setzen sich hin. Dann bestimmen sie einen Floh. Dieses Kind stellt sich in die Mitte des Kreises. Dann beginnen die anderen Kinder sich den Ball zuzurollen. Dabei müssen versuchen, den Floh zu treffen. Der Floh versucht durch Hüpfen dem Ball auszuweichen. Wird der Floh getroffen, dann kann er sich auch in den Kreis setzen. Das Kind, das mit dem Ball den Floh berührt hat, geht dann als neuer Floh in die Mitte. 


Gebackenes Seelachsfilet mit Salat

Fisch ist gesund und einmal in der Woche sollte er auf dem Speiseplan der Kinder stehen. Fischgerichte sind eine besonders wertvolle natürliche Nährstoffquelle. Fisch enthält eine große Portion leicht verdauliches Eiweiß, liefert die täglich notwendige Portion Jod und außerdem noch hochwertige Fettsäuren, die Vitamine A und D, Selen und Fluor.

Gebackenes Seelachsfilet mit Kartoffeln und Paprika-Mais-Salat

Zutaten für 10 Kinder (4 bis 6 Jahre)
Gebackenes Seelachsfilet
0,5 kg Seelachsfilet, frisch oder TK
15 ml Zitronensaft
60 g Weizenmehl, Typ 405
2 Eier
60 g Paniermehl
40 ml Rapsöl
Jodsalz, Pfeffer

Paprika-Mais-Salat
60 g Zwiebeln, geschält
0,45 kg Paprikaschoten, geputzt
0,15 kg Zuckermais Konserve, abgetropft
20 ml Rapsöl
15 ml Kräuteressig
30 g Kresse
Jodsalz, Pfeffer

Kartoffeln
1,2 kg Kartoffeln, festkochend, geschält 

Zubereitung
Den Seelachs mit Zitronensaft beträufeln. Nacheinander in Mehl, Ei und Paniermehl wenden und in Rapsöl braten. Mit Jodsalz und Pfeffer würzen.
Die Kartoffeln in Stücke schneiden und garen.
Für den Salat die Zwiebel und Paprika würfeln, mit dem Mais vermischen. Aus Rapsöl, Kräuteressig, Jodsalz und Pfeffer eine Salatsoße herstellen und mit dem Gemüse vermengen. Einige Zeit durchziehen lassen. Auf einem flachen Teller anrichten und mit Kresse bestreuen.

Nährwerte (pro Portion):
Energie: 251 kcal
Protein: 13,5 g
Fett: 8,2 g
Kohlenhydrate: 29,7 g
Quelle

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)
 


Praxis

Insekten - Teil 2: Feuerwanzen

Die beliebtesten Tiere im Kindergarten sind kleine Insekten, wie Ameisen, Feuerwanzen oder Spinnen. Nicht selten landen sie in den Eimerchen der Kinder. Manche haben Glück und können entkommen, andere werden in die Hand genommen oder sprichwörtlich unter Sand begraben. Sie sind zwar klein, aber trotzdem erfüllen sie in der Natur wichtige Aufgaben. Hier gibt es wissenswerte Informationen rund um diese Krabbeltiere. So können sie den Kindern vermitteln, warum sie sorgsam mit diesen kleinen Lebewesen umgehen sollten.

Die Feuerwanzen zählen zu den beliebtesten Tieren im Kindergarten. Dort sind sie meistens zahlreich vorhanden, denn ihre Geselligkeit ist eines ihrer auffallendsten Merkmale, neben der rot leuchtenden Färbung, die von den charakteristischen schwarzen Zeichnungen gebrochen wird. Von den Kindern werden die Feuerwanzen oft fälschlicherweise als Feuerkäfer bezeichnet. 

Doch trotz ihres fast Invasionsartigen Auftretens muss man keine schädlichen Auswirkungen für Mensch und Pflanze befürchten. Denn obwohl die Wanzen Pflanzensauger sind, ernähren sie sich vorwiegend von heruntergefallenen Samen, die sie mit ihren Rüsseln aussaugen. Außerdem stehen Insekten auf ihrem Speiseplan, weshalb von öffentlicher Stelle davon abgeraten wird, die putzigen Gesellen zu bekämpfen. Denn obwohl sie auch mal tatsächlich an den Pflanzen saugen, war bisher noch keinerlei Gefährdung für diese Festzustellen.

Gerade Kinder spielen gerne mit den Feuerwanzen, lassen sie sich beispielsweise als Mutprobe gleich scharenweise über die Hände laufen – übrigens ist bisher noch kein Fall bekannt geworden, bei dem die Feuerwanze sich aggressiv gegenüber Menschen gezeigt hätte, daher ist auch der Nahe Kontakt mit diesen Tieren völlig ungefährlich. Sollen sie übrigens einmal ein Feuerwanzenpärchen dabei beobachten, wie sie Hinterteil an Hinterteil fest verbunden hin und her laufen: Sie beobachten gerade die Feuerwanze beim Liebesspiel – dass gut und gerne mal bis zu 20 Stunden dauern kann!

 Die Tatsache, dass die Feuerwanze über Stinkdrüsen verfügt, bringt sie in die außergewöhnliche Position, keine Freßfeinde zu haben – da sie wohl allen potentiellen Jägern schlicht zu widerlich schmeckt. Doch haben die Feuerwanzen sich bereits in der Vergangenheit schon um die Menschheit verdient gemacht. So wurde an ihnen erstmals das X Chromosom entdeckt, im Jahre 1891 von H. v. Henking, was einen bedeutenden Schritt darstellte, um die Frage zu klären, wie sich Mann und Frau genetisch unterscheiden. 

 Quelle: www.tippser.de 


Praxis

Insekten - Teil 1: Ameisen

Die beliebtesten Tiere im Kindergarten sind kleine Insekten, wie Ameisen, Feuerwanzen oder Spinnen. Nicht selten landen sie in den Eimerchen der Kinder. Manche haben Glück und können entkommen, andere werden in die Hand genommen oder sprichwörtlich unter Sand begraben. Sie sind zwar klein, aber trotzdem erfüllen sie in der Natur wichtige Aufgaben.

1. Ameisen
Ameisen zählen wie alle Insekten zu den wirbellosen Tieren. Sie haben keine Knochen. Dafür sind sie gut gepanzert wie ein Ritter in seiner Rüstung. Sie haben sechs Beie und Ihr Körper ist in drei Abschnitte unterteilt. Kopf, Brust und Hinterleib. Wegen der tiefen Einschnitte oder Kerben in der Hals- und Taillengegend heißen sie auch Kerbtiere. 

Worte aus Parfum

Ameisenarbeiterinnen sind die Hauptfeinde der anderen Insekten und der Spinnen. Darüber hinaus tragen sie 85 Prozent aller toten Tiere als Futter in ihre Nester. Unablässig bewegen sie den Erdboden. Dabei bringen sie enorme Nährstoffmengen in Umlauf und verbreiten eine große Anzahl von Pflanzenarten. Ihr Einfluss ist lebenswichtig für die Landökosysteme. Es gibt etwa 9500 verschiedene Ameisenarten, 200 davon besiedeln Europa. Vermutlich existieren mindestens noch mal so viele unentdeckte Arten.

Soziale Wesen
Ameisen sind die einzigen Insekten, die niemals allein leben. Sie brauchen die Gemeinschaft, um existieren zu können. Jede Ameisenkolonie baut ein Nest. Meist besteht es aus mehreren Kammern und Gängen. Hier werden Nahrungsvorräte abgelegt und die Brut versorgt. In einem Nest können wenige hundert oder bis zu 20 Millionen Ameisen leben.

Der Standort wird so gewählt, dass im Inneren des Baus ein günstiges Mikroklima entsteht. Bei manchen Arten wärmen sich die Arbeiterinnen in der Sonne auf und befördern die Wärme dann mit ihrem Körper ins Nest. Einige Nester verfügen über besondere Belüftungsgänge. Man findet Ameisennester in Gärten, Wiesen, im Wald und an Wegrändern. Die meisten werden unter Steinen oder Baumstämmen in den Boden gegraben, andere sind Hügel aus Erde und pflanzlichen Materialien, wieder andere werden in abgestorbenen Bäumen angelegt.

Ackerbau und Viehzucht
Ameisen ernähren sich von Aas, Nektar und Pflanzen. Einige Arten sammeln gezielt bestimmte Pflanzensamen und vergraben sie in der Nähe ihrer Nester.

Viele Arten nehmen auch Honigtau, eine süße Flüssigkeit zu sich, die von Blattläusen abgesondert wird. Manche Ameisen halten sich Blattläuse wie Milchkühe. Sie beschützen ihr „Vieh“ und kümmern sich um seine Eier. Andere Arten züchten auch Schildläuse, Wollläuse oder Buckelzikaden oder beherbergen Raupen

Die Blattschneiderameisen im tropischen Amerika züchten bestimmte Pilzarten. Im Inneren ihres Baus legen sie regelrechte Pilzgärten an, die sie mit selbst kompostierten Blattstückchen düngen. Die Sporen unerwünschter Pilzarten werden erkannt und gejätet.
 
Jägerinnen und Kriegerinnen
Afrikanische Treiberarmeisen schwärmen im Morgengrauen als riesige Schar aus. Wo sie hinkommen, fressen sie jedes lebende Insekt und Gliedertier, das ihnen in die Quere kommt und klein genug ist, um von ihren Kiefern zerstückelt zu werden. Die Organisation eines solchen Raubzuges ist genetisch gesteuert. Es gibt keinen „Kommandeur“ und dennoch agieren alle gemeinsam wie ein jagendes Individuum. Bis zu 20 Millionen Einzeltiere bilden einen Superorganismus.

Superorganismen kämpfen auch gegeneinander. Ameisenkolonien verschiedener Arten führen häufig Kriege, in deren Verlauf sie sich gegenseitig töten oder die besiegten Arbeiterinnen versklaven. Täuschungsmanöver und Überwachung der Gegner sind Ameisenalltag.
 
Der Superorganismus – ein Kastensystem
Auch die Aufgabenteilung innerhalb eines Ameisenbaus ist genetisch festgelegt. Die Königin widmet sich, gut geschützt, nur der Produktion von Eiern. Dies ist eine sehr sichere Methode, das Überleben der gesamten Kolonie zu garantieren. Die Königin ist die größte Ameise mit besonders ausgeprägtem Hinterleib (Abdomen). Manchmal legt sie in ihrem Leben, das bis zu 20 Jahre dauern kann, 150 Millionen Eier. Männchen sind relativ groß und geflügelt, werden aber nur zum Zweck der Zeugung gezüchtet. Nach dem Hochzeitsflug dürfen sie nicht mehr in den Bau zurück und sterben schnell.

Ameisenarbeiterinnen sind unfruchtbar und können nach dem Tod leicht ersetzt werden. Sie agieren selbstlos für die Gemeinschaft. Ihre Körpergröße bestimmt, welche Aufgaben sie vorwiegend übernehmen. Keine Ameise ist jedoch auf nur eine Tätigkeit programmiert. Die größten Arbeiterinnen mit den ausgeprägtesten Oberkiefern (Mandibeln) sind Soldatinnen. Sie verteidigen den Bau gegen Feinde. Futtersuchende Arbeiterinnen leben besonders gefährlich und daher kurz. Sie verlassen täglich den Bau, um die Kolonie zu versorgen.

Die kleinsten Arbeiterinnen bleiben im Bau und kümmern sich um die Ernährung aller sowie um die Brut- und Nestpflege. Ameisen verfügen über einen so genannten Sozialmagen, einen zweiten Magen, aus dem sie Futter hervorwürgen können. Bei den Honigtopfameisen haben sich manche Arbeiterinnen ganz auf die Vorratshaltung spezialisiert. Sie hängen bewegungsunfähig an der Decke und speichern in ihrem riesig aufgeblähten Hinterleib flüssige Futtervorräte für Zeiten von Futterknappheit. Dann würgen sie die Nahrung für alle anderen hervor.
 
Das Erfolgsrezept – Worte aus Parfum
Ameisen können sich sehr gut mitteilen. Alle tun dies mit einem Substanzgemisch, das auf mehreren Körperteilen gebildet wird. Die Nestgenossinnen können es schmecken und riechen. Verschiedene Geschmacks- und Duftnoten lösen die Verhaltensweisen aus, die die Kolonie gerade braucht. Auch die typischen Ameisenstraßen im Freien entstehen auf Grund von Duftmarken. Im Zentrum dieses Duftgewirrs herrscht die Königin. Sie teilt ihrer direkten Umgebung die „Befehle von ganz oben“ in Form von Geruchsinformationen mit.

Thronfolgerinnen
Manche Kolonien dulden nur eine Königin. Jedes befruchtete Weibchen gründet seine eigene neue Kolonie. Bei anderen Arten kehren die befruchteten Jungköniginnen in den Bau zurück. Bis zu 5000 pro Nest sind möglich. Dies garantiert eine noch größere Kontinuität. Immer wenn die Königin einer Kolonie stirbt, werden viele Arbeiterinnen fruchtbar. Gemeinsam mit den Männchen schwärmen sie aus und treffen sich im Freien zum Hochzeitsflug.

Die begatteten Weibchen speichern den Samen, er reicht für ihr gesamtes weiteres Leben. Nach der Befruchtung bricht die Jungkönigin ihre Flügel ab. Kehrt sie nicht in den Bau zurück, so gräbt sie ein kleines Nest. In dieser Zeit ist sie am meisten gefährdet und wird leicht zur Beute anderer räuberischer Insekten. Erst wenn sie sich in ihrer Höhle verkrochen hat und dort ihre ersten eigenen Arbeiterinnen großzieht, ist sie sicher. Ameisen durchlaufen eine vollständige Metamorphose vom Ei über Larve und Puppe zum Vollkerf.

Alle Arbeiterinnen sind unfruchtbare Töchter der Königin. Bei manchen Arten können auch Töchter einer „amtierenden“ Königin fortpflanzungsfähig werden. Dann konkurrieren sie untereinander oder mit der Königin um die „Macht“.

Quelle: Hopsa 04/2008

 

Praxis

Vorlesen: Keine Kindheit ohne Bücher

Morgens die Träume der letzten Nacht erzählen, nachmittags in Bilderbüchern schmökern und keinen Abend ohne Gutenachtgeschichte einschlafen: Es gibt viele Möglichkeiten, Kindern die Begeisterung für Sprache und Bücher zu vermitteln. Weil das nur manche Familien tun, sind die Kindergärten gefragt.

Es sind oft die schönsten Momente einer Kindheit: Geborgen neben einem vertrauten Erwachsenen zu sitzen, zusammen über ein Buch gebeugt. Die Außenwelt zählt nicht mehr, nur das gemeinsame Versinken in aufregende, beruhigende, lustige und manchmal auch traurige Geschichten. Kinder lieben Geschichten, lange noch bevor sie selbst lesen können. Und sie lieben auch die besondere Atmosphäre, die zum Vorlesen gehört. Warum aber werden nur manche Kinder später Leseratten, die ein Buch nach dem nächsten verschlingen? Und wieso macht es anderen auch am Ende der Grundschulzeit noch Mühe, zusammenhängende Texte zu lesen und zu verstehen? Wichtige Grundlagen dafür, wie leicht oder schwer sich ein Kind beim Lesenlernen tut, werden in den ersten Lebensjahren gelegt. Da entscheidet sich meist, ob es sich in der Welt der Bücher einrichtet oder nicht. Das Vorlesen spielt dabei eine wichtige Rolle. Es geht um weit mehr als nur um die Frage, ob den späteren Lese-Muffeln ein spannendes Hobby entgeht. Geschichten können helfen, mit dem eigenen Leben besser zurechtzukommen. Der Kinderpsychologe und Psychoanalytiker Bruno Bettelheim hat speziell die Bedeutung von Märchen hervorgehoben, die Kindern – bewusst und unbewusst – Botschaften vermitteln, die ihnen bei ihren eigenen Problemen helfen. Und: Wer mit dem Lesen und Schreiben Probleme hat, ist in der aktuellen Informations- und Wissensgesellschaft überall benachteiligt. Das gilt für den Schulerfolg genauso wie für den Umgang mit dem Internet und anderen neuen Medien. Alle Fähigkeiten, die ein Kind braucht, um sich gut und mit Freude in der Welt des geschriebenen Wortes zurechtzufinden, werden unter dem englischen Begriff „Literacy“ zusammengefasst.

Welche Kinder werden zu Bücherwürmern?

Die „Literacy“-Kompetenzen beginnen viel früher als bei dem Grundschulkind, das flüssig Texte lesen und schreiben kann. Sie gehen aber auch weit darüber hinaus. Wer einen Text fehlerlos vorliest und alle Sätze nach der Rechtschreibung korrekt schreibt, den Sinn des Inhalts jedoch nicht versteht, kann damit wenig anfangen. Die Chancen, dass ein Kind alle „Literacy“-Fähigkeiten entwickelt, hängen stark von seiner Lebenssituation und der sozialen Herkunft ab. Anna Fleth beschreibt günstige Voraussetzungen für künftige Bücherwürmer in ihrer Masterarbeit „Vorlesen in Familien“, die 2010 in der Schriftenreihe des „Zentrums für Literatur in der phantastischen Bibliothek Wetzlar“ erschienen ist. Ideal ist ein Zuhause, in dem Bücher ganz selbstverständlich dazu gehören: Wenn viele Bücher in den Regalen stehen, die Eltern oft lesen und in Bibliotheken und Buchhandlungen gehen. Es liegt nahe, dass sie dann auch ihren Kindern die Freude am Lesen vermitteln, mit ihnen über Bücher sprechen und ihnen Bücher schenken. Meist haben solche Eltern einen höheren Bildungsabschluss. Sie schauen mit ihren Kindern Bilderbücher an, lesen ihnen vor, erzählen ihnen Geschichten – und fördern sie umgekehrt auch darin, selbst zu erzählen und sich an Bücher heranzutasten. Ob, wie oft und was in einer Familie vorgelesen wird, hängt stark mit ihrem sozialen Hintergrund zusammen. Umso geringer der Bildungsabschluss und der berufliche Status der Eltern sind, umso niedriger das Einkommen der Familie ist, desto mehr sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind an Bücher herangeführt und früh fürs Lesen begeistert wird. 

 

Warum ist Vorlesen für unsere Kinder so wichtig?

AUFWACHSEN OHNE VORLESEN

Dass Kinder ohne Bücher und Geschichten aufwachsen, ist keineswegs die Ausnahme, sondern weit verbreitet: Die bundesweite Studie „Vorlesen in Deutschland 2007“der Deutschen Bahn, der Wochenzeitung „Die Zeit“ und der „Stiftung Lesen“ kam zu Ergebnissen, die Leseförderer und Pädagogen aufschrecken ließen. Demnach lesen 42 Prozent der Eltern von Kindern unter zehn Jahren gar nicht oder nur unregelmäßig vor. Noch schlechter schneiden die Väter ab, zeigte sich in einer Folgestudie ein Jahr später: Nur ein Fünftel der Väter liest den eigenen Kindern vor, die meisten überlassen das ihren Partnerinnen. 55 Prozent der befragten Männer behaupten, sie hätten zu wenig Zeit zum Vorlesen, 38 Prozent finden, ihre Partnerin könne das besser als sie. 2010 folgte eine Studie zu Familien mit Migrationshintergrund, die zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommt: Demnach lesen in 36 Prozent der Familien die Mütter, in 12 Prozent die Väter ihren Kindern täglich vor. Eltern mit arabischem, russischem und osteuropäischem Hintergrund lesen deutlich mehr vor als Mütter und Väter, die aus der Türkei stammen. Fast die Hälfte der türkischstämmigen Eltern erzählen nie Geschichten, jedes dritte dieser Elternpaare liest nie vor. Und bisher fangen die Kindergärten den Mangel vieler Kinder in ihren Familien nur ungenügend auf: Nach den Studien erleben 37 Prozent aller Kinder in Deutschland nie, dass ihnen jemand vorliest. Sie werden weder im Elternhaus, noch im Kindergarten, noch später in der Grundschule durch spannende Geschichten mit Büchern vertraut gemacht. 

KINDERGÄRTEN SIND GEFRAGT

Ganz klar: Erzieherinnen und Erzieher sind gefragt, damit alle Kinder die Chance haben, die wichtigen „Literacy“-Fähigkeiten zu entwickeln. Dieses Ziel ist in den Bildungsplänen für die Kindergärten in den meisten Bundesländern verankert. Für alle Fachkräfte im Kindergarten sollte es selbstverständlich sein, dass Vorlesen und Erzählen genauso zum Alltag gehören wie das Hinführen von allen Kindern an Bücher und generell an den Umgang mit Schrift und Geschriebenem. Wie lässt sich das umsetzen? Und was ist in welchem Alter sinnvoll? Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen informiert in seiner Broschüre „Wortschätze heben, Leselust beflügeln!“ über die Sprach- und Literacy-Entwickung und gibt Tipps zur Begleitung in den wichtigen ersten Jahren. Die wichtigste Botschaft ist: Die Grundlagen werden von Anfang an gelegt, auch schon in der allerersten Zeit. Bereits das Leben von Babys ist vom ersten Moment an geprägt von Stimmen, die es in seiner Umgebung hört, und von seinen eigenen Kommunikationsversuchen vom Schreien über das Lallen bis zum ersten Wort. 

LERNEN VON ANFANG AN

Schon sehr kleine Kinder lieben Reime, Rhythmen und Schlaflieder. Etwa ab dem siebten Lebensmonat fangen sie an, Erwachsenen aufmerksam zuzuhören und bestimmte bekannte Dinge an ihren Namen zu erkennen. Um den ersten Geburtstag herum sagen die meisten Kinder ihre ersten Worte. Dann geht es schnell, meist wächst der Wortschatz rasant – allerdings hat jedes Kind sein eigenes Tempo. Mit eineinhalb Jahren entwickeln Kinder die Handfertigkeiten, die sie brauchen, um einen Stift zu halten, bei ersten Kritzeleien probieren sie aus, was man mit Stift und Papier anstellen kann. In dieser Zeit schauen die meisten auch bereits gern gemeinsam mit Erwachsenen Bücher an, blättern selbst um und entdecken auf Bildern bekannte Dinge. Im Alter zwischen eineinhalb und drei Jahren werden Gespräche, Lieder, Wortspiele und das Anschauen von Bilderbüchern besonders wichtig. Dabei erweitern Kinder ihren Wortschatz, lernen die Grammatik ihrer Muttersprache und bilden ihre ersten Sätze. Sie fangen an, über eigene Erfahrungen und Erlebnisse zu sprechen, also selbst Geschichten zu erzählen – und zu verstehen. Wenn kleinen Kindern vorgelesen wird, lernen sie den Aufbau von Geschichten. Manche wollen immer wieder dasselbe Buch vorgelesen bekommen. Dabei werden sie nicht nur mit der Geschichte, sondern auch mit deren Bezug zu den Bildern, Wörtern und Buchstaben im Buch vertraut.

DAS KINDERGARTENALTER

Im typischen Kindergartenalter ab drei Jahren entwickeln Kinder immer größere Lust am Sprechen und an Geschichten. Sie hören nun auch längeren Geschichten zu, merken sich Reime und klatschen im Rhythmus zu Liedern. Sie lernen, in ganzen Sätzen zu sprechen. Viele erzählen am liebsten alles, was in ihnen vorgeht, sie denken laut und begleiten sämtliche Handlungen mit Worten. Beim Vorlesen fantasieren sie, was als nächstes in einer Geschichte passieren wird, sie vergleichen die Personen aus der Geschichte mit sich selbst und ihrem eigenen Leben. Im Vorschulalter mit fünf bis sechs Jahren verstehen Kinder auch komplizierte Sätze, können mit der Grammatik und den unterschiedlichen Zeitformen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umgehen. Sie können Anweisungen mit mehreren Schritten befolgen und sich 15 bis 20 Minuten lang auf eine Aufgabe konzentrieren: Zum Beispiel auf Geschichten, die nun immer komplizierter werden können. Am Ende der Kindergartenzeit können die meisten Kinder Wörter und Buchstaben unterscheiden. Sie erkennen einzelne Wörter, die sie oft gesehen haben, als würden sie diese lesen. Die meisten kennen einige Buchstaben. Und sie sind in der Lage, einfache Geschichten nachzuerzählen oder selbst zu erfinden.

 LITERACY-ENTWICKLUNG IM KINDERGARTEN

Was können Kindergärten tun, damit wirklich alle Kinder mit Büchern vertraut werden? Erzieherinnen und Erzieher sollten darauf achten, dass Kinder überall im Kindergarten auf Bücher stoßen, sie in die Hand nehmen und anschauen können. Bei gemeinsamen Besuchen in der Bücherei wählen die Kinder aus, was ihnen gefällt – und werden nebenbei auch ganz selbstverständlich mit der Bücherei vertraut. Viele Kinder fangen früh an, herumzukritzeln und sich dem Schreiben anzunähern. Für manche ist es faszinierend, wenn sie erfahren, dass es viele verschiedene Schriftzeichen in den unterschiedlichen Kulturen und Zeiten gab und gibt. Erzieherinnen und Erzieher können spielerisch solche Einblicke vermitteln. Ganz wichtig sind Vorlesrituale: an passenden Orten, zum Beispiel in einer Leseecke, und zu festen Zeiten. Rituale vermitteln Geborgenheit, Vertrautheit und Nähe. Das verstärkt sich, wenn sich Kinder beim Vorlesen auf den Schoß der Vorleser setzen können. Nicht nur deshalb sollte die Vorleserunde jeweils klein und überschaubar bleiben. Vorleserinnen und Vorleser müssen im Blick haben, wie die Kinder auf das Vorgelesene reagieren. Und sie sollten sie so viel wie möglich einbeziehen. Das Wichtigste ist, dass die Lautstärke und das Tempo stimmen, alle Kinder müssen gut verstehen, was vorgelesen wird. Anfangs können alle gemeinsam das Buch erst einmal von außen anschauen und über die Bilder auf dem Umschlag und im Buch sprechen. Die Vorleser fragen die Kinder, was in der Geschichte im Buch wohl passieren wird. Sie zeigen den Kindern, dass sie von links nach rechts und von oben nach unten lesen und dass unten auf jeder Seite eine Zahl steht. Das Zuhören macht am meisten Spaß, wenn die Vorleser verschiedene Stimmen einsetzen, am besten auch lustige und verrückte. Sie sollten so lebendig und deutlich wie möglich sprechen. Umso besser, wenn sie auch Gesten und passende Gesichtsausdrücke einsetzen und ein bisschen zu Schauspielern werden. Die Zuhörer können jederzeit unterbrechen und Fragen stellen. Zwischendrin und nach dem Ende der Geschichte ist Zeit für längere Gespräche und Diskussionen: Was hat den Kindern gefallen und was nicht? Wie hätte die Geschichte anders weitergehen können? Ist jemandem so etwas schon einmal im eigenen Leben passiert? 

GEMEINSAM MIT DEN ELTERN

Am besten gelingt die Literacy-Förderung, wenn auch die Eltern sich beteiligen. Wie lässt sich die Kluft abmildern zwischen den Familien, bei denen Lesen und Vorlesen zum Alltag gehört, und denen, die ganz ohne Bücher auskommen? Am wichtigsten ist eine gute Kooperation zwischen Kindergarten und Eltern. Safak und Reyhan Kuyumcu haben als Mitarbeiter des Kieler Amts für Schule, Kinder- und Jugendeinrichtungen in mehreren Aufsätzen Anregungen gegeben – speziell bezogen auf Familien mit Migrationshintergrund, doch gut übertragbar auch auf alle anderen. Sie stellen fest, dass allein die Nachfrage, ob Eltern ihren Kindern vorlesen, bei ihnen einiges in Bewegung bringen kann: Dadurch werden sie hellhörig für das Thema. Das verstärkt sich, wenn sie erfahren, warum Bücher und Geschichten wichtig für die Entwicklung ihrer Kinder sind. Wenn Eltern daran interessiert sind, ist es ideal, wenn sie selbst zum Erzählen und Vorlesen in den Kindergarten kommen. Migranten lesen dabei in ihrer eigenen Sprache oder Bücher aus ihrem Herkunftsland vor. Auf jeden Fall aber können Erzieherinnen und Erzieher allen Eltern zeigen, was im Kindergarten geschieht: Welche Lieder, Reime, Sprachspiele und Bilderbücher zum Alltag gehören und was den Kindern daran gefällt. Gut ist, wenn Familien Bücher und anderes Material ausleihen und mit nach Hause nehmen können. Im Idealfall wird eine eigene Elternbibliothek eingerichtet, um die sich die Familien selbst mitkümmern.

 


Medien

Eine Leseecke gestalten und einrichten

Jeder hat die Erfahrung schon gemacht, sie ist geradezu unausweichlich: Erst die positive Atmosphäre, die ein Raum ausstrahlt, trägt zum Wohlbefinden der Menschen bei, die sich dort aufhalten und beschäftigen. Ob in Schule oder Kindergarten: die Lern- und Spielatmosphäre wird durch einen entsprechend behaglich, wohnlich und heimelig gestalteten Raum mitgeprägt. Kalt und häßlich wirkende Räume können sogar eine verstörende Atmosphäre schaffen. Daher kann das räumliche Umfeld auch eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Lesemotivation haben. Mit einem Buch in der Hand, stehend an der harten Wand gelehnt, stellt sich nicht unbedingt jene Wohlfühl-Atmosphäre ein, die man sich bei anregender Lektüre wünscht.

Um Kinder für das Lesen zu begeistern bedarf es bestimmter Orte in einem Raum, die neugierigen Leseratten oder Bücherwürmern als behagliches Rückzugsgebiet für die Beschäftigung mit Büchern angeboten werden können. Wer lesen möchte braucht Ruhe und eine entspannte, aber durchaus anregende Umgebung. Auch in größeren Gruppenräumen von Schulen oder Kindergärten bietet sich daher eine vielfach praktizierte Lösung an: das Einrichten einer Leseecke.
Wie aber sollte oder könnte eine solche Leseecke aussehen? Was gehört als „Ausstattung“ dazu? Im Folgenden werden vor dem Hintergrund verschiedener Erfahrungen einige Anregungen und Hinweise gegeben, die bei der Gestaltung einer Leseecke zu bedenken sind.

Pädagogische Bedeutung von Leseecken

Unter pädagogischen Aspekten lassen sich im Wesentlichen drei Funktionen von Leseecken benennen. Zum einen sollen sie Freude am Lesen vermitteln; freies „Schmökern“ in Pausen, Vorlesestunden sowie Buchvorstellungen durch Erzieher, Eltern oder Schüler – all das kann in der Leseecke stattfinden. Neben der eigentlichen Lektüre kann den Kindern auch die Möglichkeit eröffnet werden, Bücher und Medien (auch für zu Hause) auszuleihen. Zweitens ist die Unterstützung des vorschulischen Lernens zu sehen: Kleingruppen können in der Lesegruppe „arbeiten“, sich mit Buch- und Leseprojekten beschäftigen, Bücher und Geschichten können gespielt und als kleine Theaterstücke umgesetzt werden. Eng damit verbunden ist der dritte Aspekt: die Förderung der Medienkompetenz. Denn unter Umständen kann die Präsentation von Büchern sogar unter Einbeziehung neuer Medien wie Hörbücher, CD-Roms, PC und Internet erfolgen. 

 

Warum ist Vorlesen für unsere Kinder so wichtig?

Welcher Raum – oder welche Ecke?

Natürlich wäre ein eigener Raum zum Lesen ideal. Meistens besteht diese Möglichkeit jedoch nicht, so dass auch Gruppen- und Aufenthaltsräume mitgenutzt werden können. Zu fragen ist in diesem Fall, inwieweit der Raum weitgehend für die Leseecke zur Verfügung steht oder auch für andere Zwecke genutzt wird. Ist der Raum abschließbar oder soll die Leseecke in einem offenen Bereich untergebracht werden? Liegt der Raum zentral oder abgelegen? Reicht die Beleuchtung aus? Fragen, die sich auch durch die weiteren Gestaltungsmöglichkeiten einer Leseecke klären lassen.

Bei der Planung muss der wichtigste Zweck einer Leseecke immer im Vordergrund stehen: Kinder sollen hier vor allem Spaß am Lesen entwickeln können und die Einrichtung gern nutzen.

Bestandteile einer Leseecke

Grundlagen einer erfolgreichen Leseecke sind natürlich aktuelle und empfehlenswerte Bücher wie erzählende Literatur, Sach- und Bilderbücher, Hörbücher auf Kassette oder CD, aber auch CD-Roms sowie kindgemäße Zeitschriften und Magazine. Neben diesen inhaltlichen Komponenten sind aber auch die äußeren Ausstattungsmerkmale wichtig, wie z. B. geeignetes Mobiliar.

Dazu gehören Regale, Präsentationsmöbel sowie eine kleine gemütliche Sitzecke mit Stühlen, Tischen, Sesseln oder einer Lesetreppe.

 „Sitzt du gut - oder liegst du schon ...?“

Im Sitzen liest es sich nicht nur leichter, sondern auch das Zuhören ist natürlich wesentlich entspannter! Kissen zum Reinkuscheln - da macht Zuhören doppelt so viel Spass.

Zentrales Element jeder Leseecke ist eine gemütliche Sitzmöglichkeit.

Schon mit relativ wenig Aufwand können sehr attraktive Sitzplätze geschaffen werden, die zum Schmökern einladen. Das können bequeme Sessel sein, aber auch Sitzsäcke oder Matratzen, auf denen man sich's mit besagten Kissen gemütlich machen kann. Aber auch Tische und Stühle sollten vielleicht als „Arbeitsplätze“ zur Verfügung stehen. Vor allem kommt es auf die Ausgewogenheit von „Lesespaß“ und „Leseernst“ an, damit die Leseecke allen Nutzungsformen gerecht wird. 

Bücher und Leser - ins rechte Licht gerückt

 Bücher müssen ins rechte Licht gerückt werden – also muss beim Lesen für ausreichende Beleuchtung von Selbst- und Vorleser gesorgt sein. Gut macht sich die Nähe zum Fenster, zumindest wenn davor nicht das Leben tobt und ständig ablenkt. „Das Lesen von Büchern ist ein Austausch mit dem Text. Er lässt im Kopf Bilder entstehen. Dieser Prozess wird durch einen weit schweifenden Blick aus dem Fenster gut ergänzt“, sagt Bodo Franzmann, Leseforscher bei der Stiftung Lesen in Mainz. Allerdings macht es wenig Sinn, den Sitzplatz frontal zum Fenster auszurichten: Dann liegt der Text im Schatten. Besser ist eine seitliche Position. Reicht das nicht aus, müssen halt die Lampen eingeschaltet werden – oder nur eine Leselampe für den Vorleser, so dass auch über das Licht eine gemütliche Atmosphäre entstehen kann.

 „Leseoasen“ – gestalterische Erfahrungen

 Aus einer Leseecke kann durch ideenreiche, kreative Gestaltung eine Leseoase werden. Das fängt an bei einem übersichtlichen Bücherregal, in dem sich Kinder leicht zurecht finden. Bücher können hier nach Alter und Sachgebiet sortiert erscheinen, zusätzlich kann eine Stöberkiste aufgestellt werden. Auch kann man eine kleine bemalte Holzkiste an der Wand befestigen auf der dann z. B. geschrieben steht: Buch der Woche! Eine Tafel oder Pinnwand mit den Fotos der Lesekinder gibt der Leseecke einen persönlichen Touch. Der gestalterischen Phantasie sind hier im Prinzip keine Grenzen gesetzt, wie auch Erfahrungen von Erzieherinnen veranschaulichen:

„Ich habe einen kleinen Gruppenraum, wo ich eine Leseoase eingerichtet habe; eine Palme an die Wand gemalt, zwei kleine Bänke und einige Kissen gemütlich bereitgestellt. Zwei kleinere Bücherregale habe ich in vier Kategorien eingeteilt: Sachbücher, Vorlesegeschichten und Lieblingsbücher der Kinder. Unser Maskottchen, der Rabe Rudi, hat einen Platz auf der Palme und ist als Pirat verkleidet. Wir haben einmal in der Woche eine Lesestunde eingerichtet, da kommen auch Eltern zum Lesecafé. Ansonsten bekommen die Kinder auch zwischendurch die Gelegenheit unsere Leseoase zu nutzen - und in der Regenpause ist sie sehr beliebt.“

Regeln – zum Wohle der Bücher und Kinder ...

Bücher werden oft in die Hand genommen – und leiden dabei mitunter, je nachdem wie „sensibel“ der Nutzer mit ihnen umgeht. Damit die schönen Schmöker noch lange im guten Zustand bleiben, sollte den Kindern eine pflegliche Behandlung der Bücher durch bestimmte Regeln vermittelt werden. Auch hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten – entsprechend den Aussagen einiger Erzieherinnen, die auch hier aus Erfahrung sprechen:

„Wir haben den Kindern erklärt und gezeigt, wie sie die Bücher behandeln sollten (liegend am Boden oder mit beiden Händen an den Seiten halten, vorsichtiges Umblättern an der Ecke, nicht einreißen etc.).“

Ein Regelplakat in Schriftform ist natürlich nur sinnvoll, wenn die Kinder bereits lesen können. Alternative:

„In einer Einrichtung habe ich am Bücherregal ein Schild gesehen, das aussah wie eines der dreieckig-roten Warnzeichen aus dem Straßenverkehr mit dem Hinweis: „Pass auf mich auf!“

Für Kinder ist es jedoch mitunter schwierig sich an Regeln zu halten und Sorge für die Bücher zu tragen, weshalb einige beschädigte Bücher direkt angeschaut werden sollten:

„Um die Regeln in der Lesecke einzuführen, habe ich Bücher mit ausgerissenen Seiten und einem kaputten Rücken ausgewählt. Dann haben wir zusammen überlegt, wie das passiert sein könnte. Die Gründe kannten die Kinder genau. Heute gibt es Regeln wie ,keine Bücher auf den Boden legen, nach dem Lesen zurück ins Leseregal und kaputte Bücher direkt auf den Schreibtisch legen'. Seitdem ist die Beschädigung von Büchern sehr zurück gegangen. Auch ist die Leseecke kein Ort,  wo geturnt werden sollte. Für Bücher muss Sorge getragen werden. Dabei haben die Kinder viele eigene Ideen entwickelt, wie dies geschehen soll - und machen sich gegenseitig darauf aufmerksam!“

 


Praxis

Zähneputzen in der Kita

Zähneputzen im Kindergarten ist ein pädagogisches Abenteuer, das sich lohnt - wenn die Voraussetzungen stimmen.

Jeder tut es, täglich: Zähneputzen. Man könnte meinen, Zähneputzen sei ein Kinderspiel. Dabei ist es in Wirklichkeit äußerst kompliziert. Vor allem für Kinder. Es gilt, die richtige Menge Zahnpasta aus der Tube zu drücken und so auf dem Borstenkopf zu platzieren, dass sie nicht gleich wieder runter rutscht. Geschickt muss die kleine Kinderhand die Bürste zum Mund balancieren. Dort soll jeder einzelne Zahn hinten, vorn und unten gereinigt werden, vorsichtig, gründlich, mit wohl dosiertem Druck. Dann heißt es: Ausspülen und ins Waschbecken treffen, ohne sich zu bekleckern. Die Bürste auswaschen, den Becher auch. Alles wieder an seinen Platz zurückstellen.


Eine koordinatorische Höchstleistung ist das. Kinder benötigen viel Übung dazu. Sie brauchen Erwachsene an der Seite, die ihnen täglich zeigen, wie wichtig das Zähneputzen ist und wie man dabei vorgeht. Geht es nach der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, sollten ErzieherInnen diesen Job übernehmen. Zwar empfehlen die Experten genauso wie die American Dental Association, zweimal am Tag Zähne zu putzen. Die Pflege zu Hause müsste also eigentlich genügen. Aber nicht alle Eltern nehmen die Zahnpflege ihrer Sprösslinge ernst genug. Und: Gerade morgens vor dem Aufbruch in den Kindergarten und am Abend vor dem Zubettgehen herrschen in Familien Zeitdruck und Überforderung. Das Zähneputzen wird dann leicht zur lästigen, von Misstönen begleiteten Pflicht.
 

Zank und Streit am häuslichen Waschbecken

Im Kindergarten dagegen herrscht eine besondere Situation: Hier ist Zähneputzen eine pädagogisch begleitete Gemeinschaftserfahrung. Alle rundum, sieht das Kind, putzen sich die Zähne. Auf die Erzieherin zu hören fällt da nicht selten leichter als auf Mutter und Vater zu Hause. Und auch den Erzieherinnen und Erziehern kann es Spaß machen, Kindern zur Selbstständigkeit beim Zähneputzen zu verhelfen. Weiß man doch, dass frühe Gesundheitserziehung lebenslang Früchte trägt. Im Idealfall beaufsichtigt ein Erwachsener eine kleine Gruppe von Kindern im Bad. Er achtet darauf, dass die richtigen Bürsten verwendet werden und dass das Putzen mit Sorgfalt geschieht.

Geputzt wird erst eine halbe bis ganze Stunde nach dem Essen. Denn die Säure, zum Beispiel aus dem an sich so gesunden Obstnachtisch, greift den Zahnschmelz an. Beim Bürsten leiden die Zähne umso mehr. Nach dem Putzen zeigt die Erzieherin bzw. der Erzieher wie man die Bürste reinigt und unterstützt die Kinder dabei, Ordnung zu schaffen. Das tägliche Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Paste flankieren andere pädagogische Maßnahmen wie Zahnarztbesuche und Zahnarztspiele, Ernährungskunde und einfühlsame Elterngespräche vor allem dann, wenn Kinder ein besonders hohes Kariesrisiko haben. Es regiert ein Gesamtkonzept, das Kindern wie Eltern den Nutzen des Zähneputzens erschließt. So weit die Theorie.

Die tatsächlichen Bedingungen, unter denen das Zähneputzen in Kindergärten stattfindet, sind allerdings häufig düster: zu enge Waschräume, zu wenig Waschbecken, zu wenig Zeit zwischen Mittagessen und Abholung der Kinder und vor allem: zu wenig Personal. Eltern klagen darüber, dass Kinder ihre Bürsten vertauschen - unabhängig davon, ob alles mit Namen versehen ist. Bürsten rutschen auf dem Fußboden herum, Borsten biegen sich in alle Himmelsrichtungen, Zahnpastatuben verschwinden, T-Shirts sind weiß bekleckert. Im Nassraum entsteht Chaos, es bleibt keine Zeit zum Vorlesen vor dem Mittagsschlaf, das Putzen schluckt Stunden und ist trotzdem alles andere als gründlich - kurzum: für viele Kinder und ErzieherInnen ein kleiner Horrortrip.

Gut ist, was für alle passt

Zwischen Anspruch und Realität liegen mitunter Welten. Darum ist es sinnvoll, genau zu prüfen, ob und wie Zähneputzen im eigenen Kindergarten praktikabel ist. Denn: Jeder Kindergarten ist anders. Die Größe der Waschräume, die Zeitfenster zwischen Essen und Abholung, die Anzahl der Kinder bestimmen mit darüber, wann und wie die Zähne geputzt werden können. Wichtig ist auch, was in den Elternhäusern geschieht. In manchen Kindergärten genügt hin und wieder eine Projektwoche zum Thema Zähne. Das tägliche Putzen außer Haus ist dann vielleicht gar nicht so wichtig - die Eltern sind ohnehin sensibilisiert genug. In anderen Einrichtungen kann Zähneputzen unverzichtbarer Dreh- und Angelpunkt der Gesundheitserziehung sein - dann nämlich, wenn auch in den Elternhäusern das Gesundheitsbewusstsein gering ist. Mit ein bisschen Kreativität jedoch findet jeder Kindergarten seinen eigenen Weg, eine individuelle Lösung, mit der Kinder, ErzieherInnen und Eltern gut leben können.

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